2013-01-25 11:07:28

Deutsche Studie: „Die Kirche ist nicht im Heute angekommen“


Viele Christen verstehen sich nicht mehr als im traditionellen Sinn gläubig, unter den Katholiken schwindet die Verbindlichkeit der Lehre, Glaube wird individualisiert gelebt: Sätze wie diese hört man oft über den Zustand der Kirche. Jetzt sind sie wissenschaftlich belegt: Die MDG, eine Dienstleistungsgesellschaft der deutschen Bischofskonferenz, hat an diesem Donnerstag nach 2005 zum zweiten Mal eine umfassende Studie zur Situation des Katholizismus in Deutschland vorgestellt.

Drei Dinge prägen die Ergebnisse der Studie: Der Glaubwürdigkeitsverlust der Kirche in Deutschland, der Strukturwandel innerhalb der Bistümer und Pfarreien und eine wahrgenommene Spaltung zwischen „Oben“ und „Unten“. Georg Frericks, Projektleiter der Studie, fasst das so zusammen:

„Als Haupterkenntnis würde ich bezeichnen, dass durch alle Milieus hindurch eine kritische Sicht auf die katholische Kirche vorherrschend ist und dass alle Milieus das Gefühl haben, dass die Kirche nicht in der Zeit heute angekommen ist."

Einer der Berater der Studie, der Freiburger Religionssoziologe Michael Ebertz, spricht sogar davon, dass die Studie die Möglichkeit zum Ausdruck bringt, „dass die katholische Kirche in Deutschland kollabieren könnte - weniger durch massive Kirchenaustritte, als durch wachsende Irrelevanz und Selbstbeschädigung.“ Die Studie will das aber nicht allgemein, sondern aufgeschlüsselt nach so genannten Milieus darstellen. Diese werden zum einen klassisch nach ökonomischen Möglichkeiten, dann aber auch nach Grundorientierungen wie Traditionsverwurzelung, Statusdenken, Pragmatismus oder Selbstverwirklichung unterschieden. Alle Milieus haben gemeinsam, dass sie nach Aufklärung bei den Missbrauchsfällen verlangen - der Vertrauensverlust zeigt sich als tiefgehend und anhaltend. Gemeinsam ist aber allen Milieus auch, dass die Kirche nach Ansicht der Befragten moderner werden muss. Lösungen sind aber nicht allein bei der Kirche zu suchen,

„denn wir arbeiten natürlich gegen gesellschaftliche Trends, das muss man auch ganz klar sehen. Die Säkularisierung unserer Gesellschaft schreitet stetig voran. Diese betrifft auch andere Institutionen unserer Gesellschaft, nicht nur die Kirche. Aber das birgt auch Chancen, weil in allen Milieus auch eine Sinnsuche wahrnehmbar ist, auf die wir Antwort geben können. Wichtig wäre, dass man hier die Ärmel hochkrempelt und die Themen angeht und nicht wieder den Kopf in den Sand steckt, denn dann überrollt uns einfach die Entwicklung, die unsere Welt und unsere Gesellschaft durchmacht.“

Studien wie dieses Milieuhandbuch seien wichtig, um die Menschen und ihre Bedürfnisse differenzierter wahrnehmen zu können.

„In der Religionspädagogik sagt man so schön, dass die Religion Antworten auf Fragen gibt, die die Menschen nicht stellen. Aus dieser Falle müssen wir heraus kommen. Diese Falle kann man sich bewusst machen, in dem man sehr genau so etwas wie dieses neue Milieuhandbuch liest.“

(rv/kirchenradio/katholisch.de 25.01.2013 ord)











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