Kardinal Turkson: Wirtschaftswachstum und Umweltzerstörung gehen Hand in Hand
Für eine Kehrtwende in der globalen Wirtschaft plädiert der Präsident des Päpstlichen
Rates für Gerechtigkeit und Frieden, Kardinal Peter Turkson. Ökonomie fordere geradezu
zur Gerechtigkeit und zu einem am Gemeinwohl orientierten Handeln auf, da Ökonomie
stets auch vorausschauendes, folgende Generationen berücksichtigendes Handeln bedeute,
so Turkson in der aktuellen Ausgabe der österreichischen Zeitung Die Furche. In diesem
Sinne hänge auch Ökonomie und Ökologie zusammen, da Ökologie den Menschen zur Verantwortung
inspiriere, „dass der einzige Haushalt, den wir als Menschen haben, die Erde ist". Ökologie
stelle einen „wichtigen Teil der katholischen Soziallehre" dar, so Turkson. Auch wenn
die Kirche keine realpolitische Macht besitze, so setze sie sich in diesem Bereich
doch für einen Bewusstseinswandel ein. „Wir können das Denken beeinflussen", so Turkson,
„und damit Anwälte einer Transformation" sein. Konkret müsse die Kirche verstärkt
zu einer Anwältin der Schwächsten werden, die unter den ökologischen Folgen einer
unbedacht expansiven Ökonomie leiden. Auch wenn für einige Menschen der Klimawandel
„immer noch weit weg" ist, so zeigen etwa konkrete Schicksale und Erfahrungen aus
seiner eigenen Heimat Ghana, wie sehr aggressives Wirtschaftswachstum und Umweltverschmutzung
Hand in Hand gehen, so Turkson.
Gierprinzip Gewinnmaximierung
Dass
der Päpstliche Rat für Gerechtigkeit und Frieden auch konkrete politische Forderungen
stellt, begründete Turkson mit dem Hinweis auf die moralische Problemstellung, die
eine fehlgeleitete Weltwirtschaft mit sich bringe. „Die Gier ist ein Teil der Entwicklungen",
so Turkson. „Wenn sich die Finanzwirtschaft immer mehr von der Realwirtschaft entkoppelt
und zum Selbstzweck wird, geht es nur mehr darum, den Gewinn zu maximieren." Dies
alles trage jedoch „nicht zum Wohl der Menschheitsfamilie bei"; daher habe der Päpstliche
Rat etwa die Forderung nach einer Finanztransaktionssteuer oder einer globalen Regulierungsbehörde
erhoben. Kein Staat könne schließlich „diese Fragen allein lösen", es brauche daher
„eine Autorität, die diese Regulierung durchführen kann und ein Auge auf bestimmte
Fehlentwicklungen hat."