Die Ingenbohler Schwestern haben zwischen 1928 und 1970 Heimkindern systematisch oder
aus Überforderung Leid zugefügt. Zu diesem Schluss kommt eine unabhängige Expertenkommission,
die ihren Bericht vorstellte. Mit Traurigkeit und großem Bedauern nimmt die Schwesterngemeinschaft
die Ergebnisse zur Kenntnis. Das erklärten die Schwestern an einer Pressekonferenz
am Mittwoch. Schwestern hätten in Einzelfällen in der Erziehungsanstalt „unangemessen
gehandelt“, heißt es in einer Mitteilung des Ordens. Die Ordensleitung habe es manchmal
gescheut, fehlende Schwestern zur Rechenschaft zu ziehen, und verpasst, Ordensfrauen
in prekären Situationen helfend beizustehen. Schuld sei auch der „sparsame Umgang
mit den verfügbaren Ressourcen von Zeit und Geld“ gewesen. Die heutige Ordensleitung
betrachtet den Bericht der Kommission als ein bedeutendes Mahnmal für das schweizerische
Heimwesen der vergangenen achtzig Jahre. Die Kommission kam zum Schluss, dass nicht
nur die Klostergemeinschaft, sondern auch Behörden, Aufsichtsorgane und Heimdirektoren
eine institutionelle Schuld treffe. Der Bericht war von den Ingenbohler Schwestern
selbst in Auftrag gegeben worden.