Griechenland/Türkei: Kritik an Ernennungspolitik für islamische Geistliche
Die türkische Regierung hat mit „tiefer Beunruhigung“ auf das griechische Gesetz Nr.
3536 reagiert. Dieses überträgt die Bestellung der Geistlichen für die islamische
Minderheit in Nordostgriechenland einem von Regierungsvertretern und orthodoxen Christen
dominierten Ausschuss. Diese einseitige Regelung einer alten Streitfrage betrifft
240 Moscheevorsteher, Prediger, Rechtsgelehrte und Religionslehrer. Die türkischen
und bulgarischsprachigen Muslime im griechischen Thrakien lehnen das neue Gesetz als
„Beeinträchtigung ihrer religiösen Freiheit“ ab. Die Neuerung, dass von nun an nicht
sie selbst, sondern der griechische Staat Imame, Muftis und weitere Geistliche besolden
wird, tröstet sie nicht über die Einbuße des eigenen Ernennungsrechtes hinweg. Wie
es in der türkischen Regierungserklärung heißt, wird Ankara die weitere Entwicklung
„genau verfolgen“.
Kirchliche Beobachter in der Türkei befürchten Repressalien
gegen die dortigen Christen, insbesondere weitere Verzögerungen bei der Wiedereröffnung
der Theologischen Hochschule von Chalki. Eine Aufhebung ihrer bald 42-jährigen Sperre
durch den Staat wird türkischerseits immer wieder mit „griechischen Gegenleistungen“
an die thrakischen Muslime in Zusammenhang gebracht.