D: „Verbrechen der Vergewaltigung bedeutet entsetzliches Dilemma“
In Deutschland hält
die Kritik an zwei katholischen Kliniken, die eine vermutlich vergewaltigte Frau abwiesen,
weiter an. Viele Menschen verstehen nicht, warum die Kirche auch im Fall einer Vergewaltigung
die Pille danach ablehnt. Das Kölner Domradio hat darüber mit dem Moraltheologen Peter
Schallenberg gesprochen:
„Es geht immer um die Wirkungsweise. Wenn die
Abtreibungspille gemeint ist, handelt es sich um die Verhinderung der Einnistung einer
befruchteten Eizelle in der Gebärmutter. Das ist nach Auffassung der katholischen
Kirche eine Frühabtreibung - und damit die Tötung eines Embryos. Das kann niemals
erlaubt sein, auch nicht durch schwere Notfälle. Wenn es sich im engeren Sinne um
die Pille danach handelt, handelt es sich um die Behinderung der Ovulation, also vor
der befruchteten Eizelle wird verhindert, dass die Befruchtung stattfindet. Und das
bewirkt im engeren Sinne keine Abtreibung, sondern fällt darunter, dass - nach katholischer
Auffassung durch die Enzyklika Humane Vitae - die Pille verboten ist. Das bezieht
sich aber auf Katholiken und nicht auf die medizinische Versorgung in einem Krankenhaus.
Da muss man genau differenzieren.“
Für Katholiken seien nach der Norm des
Sexualrechtes beide Varianten der Pille untersagt, so der Moraltheologe. Was bleibt,
ist die Frage, wie eine Frau einem Kind gerecht werden kann, das die Frucht einer
Vergewaltigung ist. Schallenberg dazu:
„Das ist das eigentliche Problem
jenseits der medizinischen Details, ein Problem, das im Grunde unlösbar ist: dass
die Vergewaltigung einer Frau ein entsetzliches Verbrechen und eine Untat ist; und
dass alles versucht werden muss, um damit umzugehen, der Frau zu helfen, ihr beizustehen,
sie zu behandeln; dass es aus katholischer Sicht aber keine Lösung sein kann, eine
Abtreibung durchzuführen. Ein Unrecht kann kein anderes bedingen. Wir sind der Auffassung,
dass die Tötung eines unschuldigen Menschen, eines Embryos, immer ein Unrecht darstellt.
Und das kann durch nichts gerechtfertigt werden. Das ist ein entsetzliches Dilemma.
Aber wir haben keine andere Möglichkeit. Wir sind der Auffassung, dass es sich von
der Verschmelzung von Ei- und Samenzelle an um menschliches Leben handelt. Und dann
muss man auch konsequent den Schutz dieses Lebens im Auge behalten.“