Ägypten: „Falsch, dass Christen hier nicht leben können“
Der neue koptisch-katholische Patriarch Ibrahim Isaac Sidrak setzt große Hoffnungen
auf seinen orthodoxen Amtsbruder Tawadros II. Dessen „spirituelle Sensibilität“ und
seine ökumenische Offenheit seien ein „starkes Signal, das der Herr uns gibt, damit
wir auf die Einheit der Christen zugehen“. Das sagte der neugewählte Patriarch dem
vatikanischen Fidesdienst. Ibrahim widersprach Berichten, nach denen es für Christen
mittlerweile kaum noch möglich sei, in Ägypten zu leben. Natürlich gebe es „Infiltrationen“
durch radikale Muslime aus dem Ausland in Ägypten, doch das sei eine Bedrohung nicht
nur für die Christen, sondern genauso für die Muslime am Nil. Christen sollten jetzt
nicht einer Sektierer-Versuchung nachgeben und sich nicht in eine Nische flüchten.
Wenn sogar Christenführer ihren eigenen Leuten raten würden, keinen Kontakt zu Muslimen
zu haben, „dann verlieren wir die Freiheit und die Offenheit, die uns als Jünger Christi
eigentlich auszeichnen sollten“. Ibrahim steht seit dem 15. Januar an der Spitze der
kleinen koptisch-katholischen Gemeinschaft in Ägypten; er ist im Patriarchenamt Nachfolger
von Kardinal Antonios Naguib. Die meisten Christen in Ägypten sind orthodoxe Kopten;
sie machen ungefähr zehn Prozent der ägyptischen Bevölkerung aus.