Entführte Kinder, Plünderungen: Apokalypse in Syrien
Winter in Syrien,
ein Drama für die Menschen im Bürgerkriegsland: Vier Bischöfe aus der Region von Hassaké
im Osten Syriens rufen um Hilfe. Die Menschen hätten kaum noch Trinkwasser, Strom
gebe es selten, Benzin gar nicht mehr. Wegen der Kämpfe sei keine humanitäre Hilfe
von außen möglich. „Seit den Luftangriffen der Armee kommt absolut nichts mehr durch“,
sagt der syrisch-katholische Bischof Jacques Behnan Hindo im Gespräch mit Radio Vatikan
an diesem Wochenende. „Die Getreidesilos sind längst geplündert und leer. Die Christen
leiden genauso wie die anderen unter dem Mangel und der Unsicherheit – nur dass bei
den Christen noch dazu kommt, dass viele von ihnen entführt werden. Achtzig Prozent
der Entführungsopfer sind Christen. Dabei geht es nicht nur um Händler, sogar Kinder
werden von Kriminellen entführt, die dann Lösegeld fordern. Die Angst vor Entführungen
treibt die Christen im Moment zu einer massiven Emigration.“
Die Vertreter
des Regimes und die Behörden blieben absolut untätig, so Bischof Hindo von Hassaké.
Bewaffnete Banden hätten überall Straßensperren errichtet, Plünderungen seien Alltag.
„Stellen Sie sich vor: Um vier Uhr nachmittags ist Hassaké eine Geisterstadt, da ist
kein Mensch mehr auf der Straße zu sehen, die Leute sitzen alle ohne Strom zuhause
im Dunkeln. Gleichzeitig werden in den Straßen die Geschäfte aufgebrochen und ausgeraubt.
Die Leute der Regierung haben sich unter Polizeischutz verbarrikadiert und lassen
die Dinge laufen.“
Der Bischof übt scharfe Kritik an den westlichen Sanktionen
gegen Syrien: Die träfen nicht Assad, sondern die Zivilbevölkerung. „Wir haben hier
zwei Krankenhäuser: beide geschlossen. Und dann das staatliche Krankenhaus: Das hat
den Leuten nichts mehr zu bieten. Vorgestern hat man eine schwangere Frau im Krankenhaus
abgewiesen: keine Hebamme, kein Arzt, um ihr bei der Entbindung zu helfen.“