2013-01-21 15:36:53

50 Jahre Élysée-Vertrag: „Katholische Protagonisten bei europäischer Einigung“


RealAudioMP3 Am 22. Januar 1963 unterzeichneten der deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer und der französische Staatspräsident Charles de Gaulle den Élysée-Vertrag, um die deutsch-französische Versöhnung zu besiegeln. Die Freundschaft der beiden Länder ist bis heute ein wichtiger Motor der europäischen Einigung. In der Europapolitik seien die deutsch-französischen Beziehungen oftmals wegweisend. Das betont im Gespräch mit Radio Vatikan der deutsche Botschafter am Heiligen Stuhl, Reinhard Schweppe. Er bezeichnet das heutige deutsch-französische Verhältnis als „ausgezeichnet“.

„Heutzutage 27 Länder unter einen Hut zu bekommen, ist nicht einfach, und es immer ganz gut, wenn Sie eine Art Wegweisung vorformuliert haben, wo es hingehen kann. Das ist kein Direktorium, aber ein Wegweiser für die anderen, die das auch gerne wollen, darunter übrigens ebenfalls die Italiener.“

Botschafter Schweppe sieht die jüngste Vergabe des Friedensnobelpreises an die Europäische Union auch als Würdigung einer „christlich geprägten Politik“ in der Staatengemeinschaft. Die europäische Einigung habe in ihrer Geschichte entscheidende Impulse von katholischen Politikern erhalten, führt er weiter aus:

„Wenn man sich die Beteiligten anschaut: die prominentesten waren Konrad Adenauer, Alcide De Gaspari, Robert Schumann, auf luxemburgischer Seite Joseph Bech usw. Das waren alles christdemokratische Politiker, die katholisch waren und hier ein Projekt angeschoben haben. Dieses Projekt wurde natürlich auch von protestantischer Seite unterstützt und befördert, aber ich glaube, es war kein Zufall, dass das katholische Politiker waren. Konflikte, die es in Europa seit über tausend Jahren gibt, kann man nicht wegzaubern, jedes Land verteidigt auch seine Interessen. Aber das Neue ist der Weg der Lösung, die Methode: Es ist eine zutiefst christliche, nämlich gewaltlose, friedliche, unter Berücksichtigung auch der Interessen des jeweils anderen. Das heißt, Europapolitik ist das Gegenteil von Hegemonie und Dominanz, Europapolitik heißt, Kompromisse zu finden, die irgendwie die Interessen von allen – groß und klein, stark und schwach – berücksichtigt.“

Anlässlich des 50. Jahrestages der Unterzeichnung des Élysée-Vertrages organisieren die deutsche und die französische Botschaft am Heiligen Stuhl eine Diskussionsveranstaltung zum Thema an der päpstlichen Universität Gregoriana in Rom. „50 Jahre deutsch-französische Freundschaft im Dienste Europas: die Europäische Union, ein Modell für andere Versöhnungen?“ ist der Titel der Konferenz am kommenden 7. Februar. Teil nehmen u.a. die Ministerpräsidentin des Saarlandes und Bevollmächtigte der Bundesregierung für die deutsch-französischen kulturellen Beziehungen, Annegret Kramp-Karrenbauer, der EU-Kommissar für Binnenmarkt und Dienstleistungen, Michel Barnier, sowie der frühere EU-Kommissionspräsident, Jacques Santer. Ein Redner von vatikanischer Seite steht noch aus.


Gemeinsamer Aufruf für Europa
Die Präsidenten der „Semaines sociales de France“, Jérome Vignon, und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, würdigten den Elysée-Vertrag als mutiges, visionäres Werk deutsch-französischer Versöhnung. Dessen bedeutendste Frucht sei der beständige Fortschritt der europäischen Integration. Im Geist der Gründerväter de Gaulle und Adenauer gelte es auch heute weiterhin, unterschiedliche Interessen und gelegentliches Misstrauen zu überwinden und wiedererstarkendem Nationalismus zu widerstehen. Die beiden Präsidenten forderten weiter eine Reform der europäischen Verträge, um Lehren aus der aus der Finanzkrise zu ziehen und die gemeinsame Währung langfristig zu stabilisieren. Dieser Prozess müsse zu einer wirklichen Wirtschafts- und Währungsunion führen und die Balance zwischen Budgetverantwortlichkeit und Solidarität wahren.

Ausführlicheres zum Thema am Mittwochabend in unserer Abendsendung.

(rv/pm 21.01.2013 pr)








All the contents on this site are copyrighted ©.