Erzbischof zu Hollandes Krieg: „Ich traue Europa nicht mehr“
Die Mali-Krise hat
das Potential, „die ganze Sahelregion zu destabilisieren“: Das sagte der Präsident
von Niger, Mahamadou Issoufou, an diesem Samstag im Gespräch mit einer Pariser Tageszeitung.
Wenn man die islamistischen Gruppen im Norden Malis gewähren lasse, dann könnten die
Unruhen auf die ganze Region ausgreifen, das habe die Geiselnahme in Algerien gezeigt.
Ein Sondergipfel der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft will an diesem Samstag
in Abidjan eine afrikanische Eingreiftruppe für Mali auf die Beine stellen. Auch der
Erzbischof von Accra in Ghana, Charles Palmer-Buckle, warnt im Gespräch mit Radio
Vatikan: Von den arabischen Ländern aus sei in Afrika der islamische Extremismus immer
weiter auf dem Vormarsch, die Stationen hießen Nigeria, Somalia und Mali.
„Bis
zum letzten Jahrhundert gab es für die Christen in Afrika eine sehr friedliche Koexistenz
mit dem Islam, weil der afrikanische Islam nicht fundamentalistisch war. Doch vor
etwa zehn Jahren sind Islam-Studenten aus Afrika in Saudi-Arabien, Ägypten, Kuwait,
Libyen und Iran radikalisiert worden; Sie tragen eine fundamentalistische Variante
des Islam nach Afrika hinein. Das schafft große Probleme innerhalb des Islam selbst
und im Innern des afrikanischen Kontinents.“
Allerdings: Es gibt viele
Strömungen im afrikanischen Islam, und oft ist es schwer zu sagen, welche Gruppe wirklich
islamistisch ist, welche gar mit al-Quaida zusammenarbeitet und wo es noch dialogfähige
Varianten des Islam gibt. Die religiösen Umwälzungen und Bewegungen in der Sahelregion
sind noch wenig erforscht. Erzbischof Palmer-Buckle ist, wie er sagt, „enttäuscht
von den Westmächten“. Und dem französischen Engagement in Mali scheint er nicht zu
trauen.
„Da möchte ich doch fragen: Was ist denn das wirkliche Ziel des
militärischen Eingreifens von Frankreich, in diesem Moment? Ist das noch eine Art
Wieder-Kolonialisierung? Leider hatte Frankreich sich ja auch in Elfenbeinküste engagiert,
und wohin das geführt hat, das sehen wir jetzt.“
Noch unter dem damaligen
französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy hatte Frankreich 2011 militärisch die Absetzung
des bei Parlamentswahlen abgewählten Präsidenten Laurent Gbagbo durchgesetzt, als
dieser seinen Stuhl nicht für den gewählten Nachfolger räumen wollte.
„Elfenbeinküste
ist jetzt ein Land, das keinen Frieden hat und in den nächsten 25 Jahren auch keinen
bekommen wird, weil sie sich nicht darum gekümmert haben, die aufgerissenen Wunden
zu heilen! Wenn ich Interventionen anderer europäischer Staaten sehe, wenn da zum
Beispiel entschieden wird, dem oder jenem Land keine finanziellen Hilfen mehr zu gewähren,
dann frage ich mich: Tut man das wirklich, um dieser Krise zu begegnen, oder tut man
es in Wirklichkeit, um die Lage noch zu verschlimmern und damit die Abhängigkeit von
Europa noch zu vergrößern? Also, in diesem Bereich bin ich sehr enttäuscht von den
europäischen Staaten: Ich traue ihnen nicht mehr! Ich glaube nicht, dass sie Afrika
wirklich helfen wollen, um die Armen zu verteidigen, die Leidenden, die an den Rand
Gedrängten. Ich glaube das nicht!“