2013-01-19 12:46:52

Erzbischof zu Hollandes Krieg: „Ich traue Europa nicht mehr“


RealAudioMP3 Die Mali-Krise hat das Potential, „die ganze Sahelregion zu destabilisieren“: Das sagte der Präsident von Niger, Mahamadou Issoufou, an diesem Samstag im Gespräch mit einer Pariser Tageszeitung. Wenn man die islamistischen Gruppen im Norden Malis gewähren lasse, dann könnten die Unruhen auf die ganze Region ausgreifen, das habe die Geiselnahme in Algerien gezeigt. Ein Sondergipfel der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft will an diesem Samstag in Abidjan eine afrikanische Eingreiftruppe für Mali auf die Beine stellen. Auch der Erzbischof von Accra in Ghana, Charles Palmer-Buckle, warnt im Gespräch mit Radio Vatikan: Von den arabischen Ländern aus sei in Afrika der islamische Extremismus immer weiter auf dem Vormarsch, die Stationen hießen Nigeria, Somalia und Mali.

„Bis zum letzten Jahrhundert gab es für die Christen in Afrika eine sehr friedliche Koexistenz mit dem Islam, weil der afrikanische Islam nicht fundamentalistisch war. Doch vor etwa zehn Jahren sind Islam-Studenten aus Afrika in Saudi-Arabien, Ägypten, Kuwait, Libyen und Iran radikalisiert worden; Sie tragen eine fundamentalistische Variante des Islam nach Afrika hinein. Das schafft große Probleme innerhalb des Islam selbst und im Innern des afrikanischen Kontinents.“

Allerdings: Es gibt viele Strömungen im afrikanischen Islam, und oft ist es schwer zu sagen, welche Gruppe wirklich islamistisch ist, welche gar mit al-Quaida zusammenarbeitet und wo es noch dialogfähige Varianten des Islam gibt. Die religiösen Umwälzungen und Bewegungen in der Sahelregion sind noch wenig erforscht. Erzbischof Palmer-Buckle ist, wie er sagt, „enttäuscht von den Westmächten“. Und dem französischen Engagement in Mali scheint er nicht zu trauen.

„Da möchte ich doch fragen: Was ist denn das wirkliche Ziel des militärischen Eingreifens von Frankreich, in diesem Moment? Ist das noch eine Art Wieder-Kolonialisierung? Leider hatte Frankreich sich ja auch in Elfenbeinküste engagiert, und wohin das geführt hat, das sehen wir jetzt.“

Noch unter dem damaligen französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy hatte Frankreich 2011 militärisch die Absetzung des bei Parlamentswahlen abgewählten Präsidenten Laurent Gbagbo durchgesetzt, als dieser seinen Stuhl nicht für den gewählten Nachfolger räumen wollte.

„Elfenbeinküste ist jetzt ein Land, das keinen Frieden hat und in den nächsten 25 Jahren auch keinen bekommen wird, weil sie sich nicht darum gekümmert haben, die aufgerissenen Wunden zu heilen! Wenn ich Interventionen anderer europäischer Staaten sehe, wenn da zum Beispiel entschieden wird, dem oder jenem Land keine finanziellen Hilfen mehr zu gewähren, dann frage ich mich: Tut man das wirklich, um dieser Krise zu begegnen, oder tut man es in Wirklichkeit, um die Lage noch zu verschlimmern und damit die Abhängigkeit von Europa noch zu vergrößern? Also, in diesem Bereich bin ich sehr enttäuscht von den europäischen Staaten: Ich traue ihnen nicht mehr! Ich glaube nicht, dass sie Afrika wirklich helfen wollen, um die Armen zu verteidigen, die Leidenden, die an den Rand Gedrängten. Ich glaube das nicht!“

(rv 19.01.2013 sk)








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