2013-01-19 12:23:25

Benedikt XVI.: „Christliche Hilfe muss christliche Form haben“


RealAudioMP3 Ja zum christlichen Menschenbild, Nein zu neuen Ideologien – das war der Tenor einer großen Rede des Papstes an diesem Samstag. Im Vatikan empfing er die Vollversammlung des Päpstlichen Hilfswerks Cor Unum.

„Der Glaube an das Evangelium gibt der Caritas eine typisch christliche Form – sie wird zum Unterscheidungsmerkmal des Christlichen. Ein Christ, der im karitativen Bereich tätig ist, muss sich an den Prinzipien des Glaubens orientieren, wir machen uns durch sie den Blickwinkel Gottes zu eigen. Diesen neuen Blick auf die Welt und auf den Menschen bietet der Glaube.“

Mit diesem neuen Blick ließen sich auch Verirrungen im Bereich Caritas und Entwicklungshilfe korrigieren, führte der Papst aus. Zu allen Zeiten sei der Mensch „Opfer kultureller Versuchungen geworden, die ihn letztlich zum Sklaven gemacht haben“:

„In den letzten Jahrhunderten haben sich die Ideologien, die den Kult der Nation, der Rasse oder der sozialen Klasse pflegten, als wahre Götzendienste erwiesen. Und dasselbe läßt sich vom wilden Kapitalismus mit seinem Kult des Profits sagen, aus dem sich Krisen, Ungleichheit und Elend ergeben haben. Zu den Schatten, die heute den Heilsplan Gottes verdunkeln, zähle ich vor allem die tragische Verkürzung des Menschenbildes, die den alten, hedonistischen Materialismus wiederbelebt. Zu ihm gesellt sich ein technologischer Prometheismus.“

Prometheus – das war in der griechischen Sage der Titan, der den Göttern das Feuer raubte, um es den Menschen zu bringen. Goethe betont in seinem Gedicht „Prometheus“ den Aufstand gegen die Götter und die Überzeugung des Menschen, auch ohne Gott oder Götter auszukommen.

„Aus dem Zusammenspiel eines materialistischen Menschenbilds mit einem großen technologischen Fortschritt erwächst eine Anthropologie, die im Kern atheistisch ist. Sie reduziert den Menschen auf autonome Funktionen, den Geist aufs Gehirn, die menschliche Geschichte auf ein Schicksal der Selbstverwirklichung. Das alles will ohne Gott auskommen, ohne die spirituelle Dimension, ohne den Horizont der Transzendenz. Für einen Menschen ohne Seele, also ohne persönliche Beziehung zum Schöpfer, wird alles, was technisch möglich ist, auch moralisch erlaubt – jedes Experiment scheint akzeptabel, jede Bevölkerungspolitik richtig, jede Manipulation legitim.“

Der Mensch setzt sich absolut

Das Schlimmste sei, dass dieses Menschenbild de facto dazu führe, dass sich der Mensch absolut setze. Das sei „eine radikale Verneinung der Geschöpflichkeit und Sohnschaft des Menschen“ und könne nur in „dramatischer Einsamkeit“ enden, so Benedikt XVI.

„Dass wir bei Entwicklung und Förderung des Menschen gerechterweise mit internationalen Instanzen zusammenarbeiten, darf nicht dazu führen, dass wir vor diesen schwerwiegenden Ideologien die Augen verschließen. Die Hirten der Kirche haben die Pflicht, nicht nur die Katholiken, sondern alle Menschen guten Willens und gesunder Vernunft vor diesen Verirrungen zu warnen! Es handelt sich nämlich um eine negative Verirrung des Menschen, selbst wenn sie sich mit guten Gefühlen tarnt und das Banner des angeblichen Fortschritts, angeblicher Rechte oder eines vorgeblichen Humanismus schwenkt. Mit Sicherheit müssen wir eine kritische Kontrolle walten lassen und manchmal Geldmittel und Zusammenarbeit auch verweigern, wenn sie – direkt oder indirekt – Taten oder Projekte fördern, die dem christlichen Menschenbild widersprechen.“

Ja! zum Menschen

Der Papst wendete das aber noch einmal ins Positive: Der Kirche gehe es um ein Ja zum Menschen, dem Heilsplan Gottes entsprechend, „um seine ganze Würde, um den Respekt sowohl seiner vertikalen wie seiner horizontalen Dimension“.

„Das christliche Bild vom Menschen ist ein großes Ja zur Würde der Person, die zur intimen Gemeinschaft mit Gott gerufen ist, einer familiären, vertrauensvollen Gemeinschaft. Das menschliche Wesen ist nicht auf sich selbst gestellt und geht auch nicht anonym in der Masse auf, sondern es ist einmalige und unwiederholbare Person. Darum betont die Kirche auch ihr großes Ja zur Würde und Schönheit der Ehe als Ausdruck eines treuen und fruchtbringenden Bundes zwischen Mann und Frau. Ihr Nein zur „gender“-Philosophie rührt von der Tatsache her, dass die Gegenseitigkeit des Männlichen und des Weiblichen Ausdruck der Schönheit der Natur ist, wie der Schöpfer sie gewollt hat.“

(rv 19.01.2013 sk)







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