Der Streit um die kirchliche Missbrauchsstudie hat einer Umfrage zufolge dem Ansehen
der katholischen Kirche geschadet. 75 Prozent der Befragten äußerten die Einschätzung,
die Kirche wolle eine Aufklärung des Missbrauchsskandals verhindern. Demgegenüber
hat sich das allgemeine Bild von der Kirche nur bei jedem dritten Befragten verschlechtert,
wie aus der von der „Zeit“-Beilage „Christ & Welt“ in Auftrag gegebenen Studie weiter
hervorgeht. Als möglichen Schritt zur Wiederherstellung des Vertrauens nannten zwei
Drittel der Befragten eine Akteneinsicht für Missbrauchsopfer, ähnlich wie dies für
Stasi-Bespitzelte der Fall ist. Die Beauftragung eines anderen unabhängigen Forschungsinstituts
für die Studie hält jeder Zweite für sinnvoll, die Einrichtung einer kirchlichen Internetseite
zu dem Thema fand bei 41 Prozent der Befragten Zustimmung. Für die repräsentative
Erhebung befragte das Meinungsforschungsinstitut Forsa zwischen dem 11. und 14. Januar
1009 Personen.
Besonders groß ist die Skepsis der Umfrage zufolge bei den
über 60-Jährigen. Hier sind 82 Prozent der Meinung, die Kirche sei an einer Aufarbeitung
nicht interessiert. Unter den Katholiken bescheinigen weiterhin 28 Prozent ihrer Kirche
einen guten Willen; doch auch in dieser Gruppe äußern 66 Prozent Zweifel an der Aufklärungsarbeit.
Bei den Protestanten beträgt der Anteil 78 Prozent, bei den Konfessionslosen 83 Prozent.
Der Umfrage von „Christ & Welt“ zufolge sind diese Ereignisse für 16 Prozent der Befragten
Anlass, über einen Kirchenaustritt nachzudenken. Mit 20 beziehungsweise 26 Prozent
liegt der Wert in der Altersgruppe der 30- bis 44-Jährigen und der 45- bis 59-Jährigen
besonders hoch.