Pakistan taumelt.
Mit dem Haftbefehl für Ministerpräsident Raja Pervez Ashraf und den Massendemonstrationen
gegen ihn in den Städten und für ihn auf dem Land droht eine Destabilisierung des
Landes. Die latenten Spannungen mit dem Nachbarland Indien steigen, es kam in der
umstrittenen Grenzregion Kaschmir schon zu mehreren Toten: In der vergangenen Woche
kamen bei mehreren Attentaten gegen die Schiitische Religionsgruppe im Land 90 Menschen
ums Leben, Auslöser der Verschärfung der Krise der Atommacht Pakistan. Radio Vatikan
hat mit Peter Jacob gesprochen, dem Direktor der Kommission Justitia et Pax der Bischöfe
Pakistans. Er macht sich Sorgen um die Zukunftsfähigkeit der Gesellschaft.
„Die
Gewalt ist eine Bedrohung für alle. Gleichzeitig sind die Menschen in Pakistan nicht
bereit, Kompromisse einzugehen, was ihre Rechte angeht, und deswegen gibt es jeden
Tag Demonstrationen auf den Straßen, Proteste, Bekundungen von Solidarität mit den
Opfern von Gewalt, vor allem mit der schiitischen Gemeinschaft hier. Die Christen
beteiligen sich daran und fordern die Herrschaft von Recht und Gesetz“.
Dem
Premierminister wird Korruption aus der Zeit als Minister für Wasser und Energie vorgeworfen.
Gegen die Korruption führt nun ein bekannter Prediger Massenproteste an.
„Zunächst
einmal erlebt das Land wegen der politischen Instabilität eine ganz schwierige und
kritische Situation. Es gibt Protestmärsche, die zeigen, wie unzufrieden die Menschen
sind. Diese Unzufriedenheit kann dazu führen, dass die Proteste politisch ausgenutzt
werden. Wir stehen immerhin vor Wahlen. Es ist zurzeit schwierig, demokratische Kampagnen
zu organisieren, weil alles vom Extremismus bedroht wird. Trotzdem versuchen sich
die politischen Parteien und auch Organisationen wie die der Richter und der Journalisten
zu organisieren. Es bleibt Hoffnung auf ein Comeback des Landes.“
Die christliche
Gemeinschaft nimmt das alles aus der Perspektive einer bedrohten Gruppe wahr, so Jacob.
Zwar sei die politische Beteiligung rechtlich hergestellt, aber die immer noch bestehende
Marginalisierung der Christen sei symptomatisch für die Situation im Land.
„Da
geht es zum Beispiel um die Sicherheit und es geht um wirtschaftliche Marginalisierung.
Auch ist die Frage der Diskriminierung von Christen noch nicht gelöst. Diese Diskriminierung
und das Sektierertum – politisch wie religiös – sind einige der Faktoren, die uns
in diese Situation gebracht haben. Die Situation ist wie sie ist, weil religiöse Diskriminierung
das Land regiert. Die Kirche hilft den Menschen, vor allem den Armen, mit Entwicklungsprogrammen.
Sie steht für Fragen von Gerechtigkeit und Frieden. Wir wollen dem Land auch dadurch
helfen, dass wir zu einem friedlichen Leben aufrufen: So will die christliche Gemeinschaft
dem Land helfen.“