Kardinal Koch: „Gemeinschaft im Leben führt zur Einheit“
Die Gebetswoche für
die Einheit der Christen ist ein Moment der Besinnung zum Zustand der Ökumene. Das
sagt im Gespräch mit Radio Vatikan der vatikanische Ökumeneverantwortliche, Kardinal
Kurt Koch. Christliche Gemeinden auf der ganzen Welt beteiligen sich jedes Jahr an
dieser Gebetswoche, die traditionell vom 18. bis 25. Januar stattfindet. In diesem
Jahr hat die christliche Studierendenbewegung in Indien die Texte zur Gebetswoche
vorbereitet. Sie wählten als Thema Micha 6,6-8: „Mit Gott gehen“. Kardinal Koch, wo
stehen wir heute in der Ökumene?
„Ich hoffe nicht, dass wir stehen, sondern
dass wir weiter gehen. Ich denke, dass in den vergangenen 50 Jahren sehr viel geschehen
ist. Wir haben sehr viele Dialoge geführt und Annäherungen gefunden.“
Welche
sind denn Ihrer Meinung nach die Meilensteine?
„Insbesondere denke ich an
das großartige Ereignis kurz vor dem Ende des Konzils, als die Exkommunikationen zwischen
der katholischen und orthodoxen Kirche außer Kraft gesetzt worden sind. Zu nennen
ist auch die Gemeinsame Erklärung über die Rechtfertigungslehre zwischen dem Lutherischen
Weltbund und Rom, also über jene Frage, die bei der Kirchenspaltung im 16. Jahrhundert
eine große Rolle gespielt hat. Hinzu kommt, dass in der Zwischenzeit ein weltweites
Netz von ökumenischen Freundschaften entstanden ist. Das halte ich für sehr wichtig,
denn in erster Linie führen uns nicht die ökumenischen Papiere in die Zukunft, sondern
die Gemeinschaft im Leben.“
Wie weit sind wir vom Ziel der Einheit entfernt?
„Wir
sind in der Tat noch nicht am Ziel einer sichtbaren Einheit angekommen. Da gibt es
noch viel zu tun.“
Im Jahr des Glaubens steht auch das Konzil im Mittelpunkt.
Wird das auch für die Gebetswoche der Fall sein?
„Das Ziel des Konzils war
von vornherein auch ein ökumenisches. Damit dieses Anliegen am Konzil präsent sein
konnte, hatte damals Papst Johannes XXIII. auf Anregung des Paderborner Kardinals
Lorenz Jäger bereits zwei Jahre vor dem Konzil das Sekretariat für die Einheit der
Christen begründet und die Verantwortung in die Hand des großen deutschen Kardinals
Augustin Bea gelegt.“ Diesem Erbe müssen wir auch heute treu bleiben.“