2013-01-10 14:43:43

Österreich: „Gerechtigkeit in einer endlichen Welt"


RealAudioMP3 Der Planet Erde wird in absehbarer Zeit nicht mehr in der Lage sein, alle Menschen zu ernähren. Das betonte Gerhard Scherhorn, Professor für Konsumtheorie und Verbraucherpolitik der Universität Hohenheim, bei einer Pressekonferenz in Wien an diesem Donnerstag. Klimagerechtigkeit und soziale Gerechtigkeit seien untrennbar miteinander verbunden. Scherhorn hält am Donnerstagabend den Eröffnungsvortrag der internationalen Tagung „Gerechtigkeit in einer endlichen Welt" an der Universität Wien.

„Ich brauche nicht zu erläutern, dass wir die eigenen Lebensgrundlagen zerstören, und das in einem Ausmaß, das wirklich niemanden mehr schlafen ließe, wenn er es wirklich zur Kenntnis nähme. Wir zerstören das Klima, wir zerstören die Bodenfruchtbarkeit, das Wasser und nicht zuletzt die Rohstoffe, die jetzt fühlbar immer knapper werden. Und das in einem Maße, dass selbst wenn die Weltbevölkerung nicht mehr wachsen würde, schon in ganz absehbarer Zeit – in zwei Jahrzehnten vielleicht – nicht mehr für den Unterhalt der Menschen reichen würde.“

Die Direktorin der österreichischen Kommission Justitia et Pax, Ingeborg Gabriel, beklagte eine falsche Betrachtungsweise der Welt, die zu diesen Ungerechtigkeiten führe. Ein Paradigmenwechsel sei dringend nötig.

„Gerechtigkeit in einer endlichen Welt heißt eben auch, dass diese Welt endlich ist. Sehr viele von unseren wirtschaftswissenschaftlichen Theorien operieren so, als ob wir es mit einer unendlichen Welt zu tun hätten.“

Klimaveränderungen und Umweltschäden stellten nicht nur ein Problem in sich dar. Sie seien eines der größten Gerechtigkeitsprobleme der Gegenwart und Zukunft, so Gabriel weiter. Eine Bewältigung der ökologischen Probleme werde dadurch erschwert, dass der westliche ressourcen- und energieintensive Lebensstil längst zum Vorbild für die wachsende Mittel- und Oberschicht anderer Weltregionen geworden sei. „Eine Verlängerung dieses Trends führt zu einer untragbaren Belastung für die Ökosysteme unseres Planeten." Und das auch noch ungerecht verteilt:

„Was mich persönlich am meisten beunruhigt ist, dass jene Länder, die am wenigsten zum Klimawandel beigetragen haben - und besonders die Armen in diesen Ländern - darunter am meisten leiden, wohingegen die Länder des Nordens fast sogar noch davon profitieren.“


Menschenwürde im Zentrum

Zu den Referenten der internationalen Tagung am 10. und 11. Januar in Wien zählt auch Kurienkardinal Peter Turkson, Präsident des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden. Er berichtete im Rahmen der Pressekonferenz über die Bemühungen des Vatikan, bei internationalen Umweltkonferenzen die Stimme der Kirche einzubringen. Die Menschenwürde müsse dabei immer im Zentrum stehen, so Turkson. Die katholische Kirche setze sich stets für ein Zusammenleben ein, „das den Bund zwischen Mensch und Natur respektiert, ohne den es die Menschheitsfamilie riskiert, auszusterben". Der Kardinal mahnte nicht nur Gerechtigkeit in der Gegenwart sondern auch hinsichtlich künftiger Generationen an.

(kap 10.01.2013 ord)








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