Österreich: „Gerechtigkeit in einer endlichen Welt"
Der Planet Erde wird
in absehbarer Zeit nicht mehr in der Lage sein, alle Menschen zu ernähren. Das betonte
Gerhard Scherhorn, Professor für Konsumtheorie und Verbraucherpolitik der Universität
Hohenheim, bei einer Pressekonferenz in Wien an diesem Donnerstag. Klimagerechtigkeit
und soziale Gerechtigkeit seien untrennbar miteinander verbunden. Scherhorn hält am
Donnerstagabend den Eröffnungsvortrag der internationalen Tagung „Gerechtigkeit in
einer endlichen Welt" an der Universität Wien.
„Ich brauche nicht zu erläutern,
dass wir die eigenen Lebensgrundlagen zerstören, und das in einem Ausmaß, das wirklich
niemanden mehr schlafen ließe, wenn er es wirklich zur Kenntnis nähme. Wir zerstören
das Klima, wir zerstören die Bodenfruchtbarkeit, das Wasser und nicht zuletzt die
Rohstoffe, die jetzt fühlbar immer knapper werden. Und das in einem Maße, dass selbst
wenn die Weltbevölkerung nicht mehr wachsen würde, schon in ganz absehbarer Zeit –
in zwei Jahrzehnten vielleicht – nicht mehr für den Unterhalt der Menschen reichen
würde.“
Die Direktorin der österreichischen Kommission Justitia et Pax,
Ingeborg Gabriel, beklagte eine falsche Betrachtungsweise der Welt, die zu diesen
Ungerechtigkeiten führe. Ein Paradigmenwechsel sei dringend nötig.
„Gerechtigkeit
in einer endlichen Welt heißt eben auch, dass diese Welt endlich ist. Sehr viele von
unseren wirtschaftswissenschaftlichen Theorien operieren so, als ob wir es mit einer
unendlichen Welt zu tun hätten.“
Klimaveränderungen und Umweltschäden stellten
nicht nur ein Problem in sich dar. Sie seien eines der größten Gerechtigkeitsprobleme
der Gegenwart und Zukunft, so Gabriel weiter. Eine Bewältigung der ökologischen Probleme
werde dadurch erschwert, dass der westliche ressourcen- und energieintensive Lebensstil
längst zum Vorbild für die wachsende Mittel- und Oberschicht anderer Weltregionen
geworden sei. „Eine Verlängerung dieses Trends führt zu einer untragbaren Belastung
für die Ökosysteme unseres Planeten." Und das auch noch ungerecht verteilt:
„Was
mich persönlich am meisten beunruhigt ist, dass jene Länder, die am wenigsten zum
Klimawandel beigetragen haben - und besonders die Armen in diesen Ländern - darunter
am meisten leiden, wohingegen die Länder des Nordens fast sogar noch davon profitieren.“
Menschenwürde im Zentrum
Zu den Referenten der internationalen
Tagung am 10. und 11. Januar in Wien zählt auch Kurienkardinal Peter Turkson, Präsident
des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden. Er berichtete im Rahmen der Pressekonferenz
über die Bemühungen des Vatikan, bei internationalen Umweltkonferenzen die Stimme
der Kirche einzubringen. Die Menschenwürde müsse dabei immer im Zentrum stehen, so
Turkson. Die katholische Kirche setze sich stets für ein Zusammenleben ein, „das den
Bund zwischen Mensch und Natur respektiert, ohne den es die Menschheitsfamilie riskiert,
auszusterben". Der Kardinal mahnte nicht nur Gerechtigkeit in der Gegenwart sondern
auch hinsichtlich künftiger Generationen an.