Vatikan/Israel: Hoffnung auf baldigen Abschluss der Verhandlungen
Die Verhandlungen
zu einem Abkommen zwischen Israel und dem Heiligen Stuhl werden hoffentlich bald ihren
Abschluss finden. Das sagte der neue apostolische Nuntius in Israel, Erzbischof Giuseppe
Lanzarotto, im Interview mit Radio Vatikan. Die Verhandlungen, bei denen es unter
anderem um die traditionelle Steuerbefreiung für kirchliche Nonprofit-Organisationen
im Heiligen Land geht, werden seit 18 Jahren geführt, ohne dass bislang ein konkretes
Ergebnis erzielt wurde.
Der Ende 1993 zwischen dem Vatikan und Israel geschlossene
Grundlagenvertrag, auf den ein halbes Jahres später der Austausch von Botschaftern
folgte, hatte eine Reihe von weiteren Verhandlungen eingeschlossen. Im Paragraf 10
des Abkommens heißt es: „Der Heilige Stuhl und der Staat Israel werden in gutem Glauben
ein umfassendes Abkommen aushandeln, das für beide Seiten annehmbare Lösungen für
unklare, ungeregelte und strittige Fragen betreffend Eigentum, Wirtschafts- und Steuerangelegenheiten
der katholischen Kirche allgemein oder bestimmter katholischer Gemeinden oder Einrichtungen
beinhaltet.“ Zu dem Zweck war ein ständiger bilateraler Arbeitsausschuss samt Untergruppen
gebildet worden. Der Nuntius zeigt sich optimistisch, dass es bald zu einer Einigung
kommt:
„Ich würde nicht sagen, dass es große Hindernisse für ein solches
Abkommen gibt. Wir verhandeln noch, bisher haben wir nur eine Art Rahmenabkommen,
das aber bereits Übereinkünfte für Einzelfragen vorsah. Jetzt geht es um finanzielle
und ökonomische Fragen. Der Dialog ist offen, ich hoffe, dass wir bald zu einem guten
Abschluss kommen.“
Lanzarotto ist zwar erst wenige Monate im Amt, hat aber
lange zurückreichende diplomatische Erfahrungen in früheren Vertretungen des Heiligen
Stuhls. Viel habe sich geändert in den vergangenen dreißig Jahren.
„Wir
haben jetzt eine ganze Menge von Dingen, die zum gegenseitigen Verständnis helfen,
wie etwa in den verschiedenen Abkommen und den Verhandlungen darüber. Wir haben offenen
Dialog, wir haben volle diplomatische Beziehungen. Auf der anderen Seite gab es aber
auch Ereignisse und Umstände, die unser Verhältnis nicht einfacher gemacht haben.
Ich beziehe mich hier auf die Rede des Papstes und seinen darin enthaltenen Appell
beim Treffen mit dem diplomatischen Corps im Vatikan. Der Papst hat einen starken
Appell für Frieden, Dialog und gegenseitiges Verständnis formuliert, damit Jerusalem
das wird, was es sein sollte: Kein Zeichen der Konfrontation, sondern Zeichen des
Dialoges, Symbol des Friedens für die ganze Welt.“
Dem stünde allerdings
Vieles entgegen, so der Nuntius. Er nennt die Mauer, die die Palästinensergebiete
von Israel trennt.
„Ich habe die Mauer gesehen. Diese ist sehr bedauerlich.
Wir glauben stark daran, dass Probleme sich ausschließlich durch Dialog lösen lassen.
Mauern zu errichten – und zwar im materiellen wie im geistigen Sinn – hilft nicht.
Gewalt und Konfrontation haben noch nie Probleme gelöst. Sie schaffen Probleme, die
dann leider für lange Zeit bleiben und das Leben sehr schwer machen.“
Nuntius
Lanzarotto äußerte sich anlässlich des Solidaritätsbesuches von europäischen Bischöfen
im Heiligen Land. Der Besuch sei eines dieser Hoffnungszeichen, die man jetzt brauche.
„Dieser
Besuch der Bischöfe wird helfen, und zwar der Kirche wie auch der ganzen Gesellschaft,
besser zu verstehen, was in dieser Region hier passiert, besonders natürlich im Heiligen
Land. Es gibt so viele Menschen guten Willens, die sich bemühen, und denen wird durch
die Aufmerksamkeit eines solchen Besuches geholfen. Wir müssen ihnen helfen, müssen
ihnen Stärke und Mut geben, weiterzumachen. Alles muss getan werden, um Frieden zu
schaffen und gerechte Lösungen für die Probleme dieser Region.“