Syrien: „In Rebellengebieten wäre humanitäre Hilfe gut möglich“
Die meisten Menschen
in Syrien, die unter dem Bürgerkrieg leiden, können nicht über die Grenze in ein Nachbarland
flüchten: Sie müssen in ihren Ruinen ausharren, auch wenn die Armee derzeit mit Luftschlägen
die Infrastruktur vieler Dörfer zerbombt. Wer hilft diesen Menschen? „Es gibt sowas
wie ein Hilfsnetzwerk, das syrische Ärzte mit ein bißchen Hilfe aus dem Ausland geknüpft
haben“, berichtet Fabrice Weissman von „Ärzte ohne Grenzen“ im Interview mit Radio
Vatikan. „Damit ist wenigstens ein Mindestmass an Gesundheitsversorgung geboten
– allerdings viel weniger, als eigentlich nötig wäre. In den von der Opposition kontrollierten
Gebieten fehlt es dramatisch an Medikamenten und ärztlichem Personal, natürlich auch
an Wohnungen, an Nahrung und an Stromversorgung. Es gibt in Syrien über zwei Millionen
Binnenflüchtlinge – die meisten haben sich in die Rebellenzonen geflüchtet, um so
weit wie möglich von der Front entfernt zu sein. Diese Menschen wohnen bei Verwandten
in völlig überfüllten Wohnungen oder auch nur in einem Zelt. Ihre Lebensbedingungen
sind äußerst prekär, vor allem, weil der Winter dort auch sehr kalt ist; nachts fallen
die Temperaturen oft unter den Gefrierpunkt.“
Eines der größten Probleme
in den von Rebellen kontrollierten Gebieten scheint es zu sein, an Benzin heranzukommen.
„Vor dem Krieg wurden ja Benzin und andere Güter von der Regierung bezuschusst.
Heute gibt es diese Zuschüsse natürlich nicht mehr, und selbst die von der Regierung
kontrollierten Gebiete kommen kaum noch an Benzinlieferungen heran. In Aleppo ist
der Benzinpreis um das Dreißigfache gestiegen – sowas macht es natürlich fast unmöglich,
von A nach B zu kommen. Mit den Transportkosten steigen dann natürlich auch die Lebensmittelpreise,
in den meisten syrischen Städten, darunter Aleppo, gibt es kaum noch Brot.“
Hilfe
aus dem Ausland gibt es für die Syrer kaum: „Das ist hauptsächlich Medizin, diie
syrische Solidaritätsgruppen mit Hilfe von Nachbarländern beschaffen. Die traditionellen
Akteure der internationalen Hilfe, ob UNO oder NGOs, sind kaum präsent, weil ihnen
der finanzielle und diplomatische Rückhalt der westlichen Länder, Chinas und Rußlands
fehlt. Dabei muss man betonen, dass sich heute in der von den Rebellen kontrollierten
Zone arbeiten läßt, sowohl in logistischer Hinsicht wie was die Sicherheit betrifft.
Allerdings bleibt natürlich das Risiko der Bombardements aus der Luft bestehen. Zwar
haben viele Länder die syrische Opposition als legitime Vertretung des syrischen Volkes
anerkannt, doch nur wenige sind bereit, humanitäre Hilfe in den Rebellenzonen zu finanzieren.“