2013-01-05 12:39:39

Syrien: „In Rebellengebieten wäre humanitäre Hilfe gut möglich“


RealAudioMP3 Die meisten Menschen in Syrien, die unter dem Bürgerkrieg leiden, können nicht über die Grenze in ein Nachbarland flüchten: Sie müssen in ihren Ruinen ausharren, auch wenn die Armee derzeit mit Luftschlägen die Infrastruktur vieler Dörfer zerbombt. Wer hilft diesen Menschen? „Es gibt sowas wie ein Hilfsnetzwerk, das syrische Ärzte mit ein bißchen Hilfe aus dem Ausland geknüpft haben“, berichtet Fabrice Weissman von „Ärzte ohne Grenzen“ im Interview mit Radio Vatikan. „Damit ist wenigstens ein Mindestmass an Gesundheitsversorgung geboten – allerdings viel weniger, als eigentlich nötig wäre. In den von der Opposition kontrollierten Gebieten fehlt es dramatisch an Medikamenten und ärztlichem Personal, natürlich auch an Wohnungen, an Nahrung und an Stromversorgung. Es gibt in Syrien über zwei Millionen Binnenflüchtlinge – die meisten haben sich in die Rebellenzonen geflüchtet, um so weit wie möglich von der Front entfernt zu sein. Diese Menschen wohnen bei Verwandten in völlig überfüllten Wohnungen oder auch nur in einem Zelt. Ihre Lebensbedingungen sind äußerst prekär, vor allem, weil der Winter dort auch sehr kalt ist; nachts fallen die Temperaturen oft unter den Gefrierpunkt.“

Eines der größten Probleme in den von Rebellen kontrollierten Gebieten scheint es zu sein, an Benzin heranzukommen. „Vor dem Krieg wurden ja Benzin und andere Güter von der Regierung bezuschusst. Heute gibt es diese Zuschüsse natürlich nicht mehr, und selbst die von der Regierung kontrollierten Gebiete kommen kaum noch an Benzinlieferungen heran. In Aleppo ist der Benzinpreis um das Dreißigfache gestiegen – sowas macht es natürlich fast unmöglich, von A nach B zu kommen. Mit den Transportkosten steigen dann natürlich auch die Lebensmittelpreise, in den meisten syrischen Städten, darunter Aleppo, gibt es kaum noch Brot.“

Hilfe aus dem Ausland gibt es für die Syrer kaum: „Das ist hauptsächlich Medizin, diie syrische Solidaritätsgruppen mit Hilfe von Nachbarländern beschaffen. Die traditionellen Akteure der internationalen Hilfe, ob UNO oder NGOs, sind kaum präsent, weil ihnen der finanzielle und diplomatische Rückhalt der westlichen Länder, Chinas und Rußlands fehlt. Dabei muss man betonen, dass sich heute in der von den Rebellen kontrollierten Zone arbeiten läßt, sowohl in logistischer Hinsicht wie was die Sicherheit betrifft. Allerdings bleibt natürlich das Risiko der Bombardements aus der Luft bestehen. Zwar haben viele Länder die syrische Opposition als legitime Vertretung des syrischen Volkes anerkannt, doch nur wenige sind bereit, humanitäre Hilfe in den Rebellenzonen zu finanzieren.“

(rv 05.01.2013 sk)








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