Die Päpstliche Lateran-Universität
kennen viele. Aber nur wenige wissen, dass etwa fünfzig Unis, Lehranstalten oder Institute
weltweit an sie angeschlossen sind. Der Rektor der Lateran-Universität, ein Monsignore
namens Enrico Dal Covolo, reist in diesen Tagen durch den Nahen Osten, um einige seiner
„Filialen“ zu besuchen. Wir erreichten ihn telefonisch im internationalen Missionsseminar
von Galiläa am See Genezareth:
„Ab dem 15. Dezember war ich im Libanon.
Dort haben wir in Beirut an der „Université La Sagesse“ eine Kirchenrechtsfakultät,
die als Institut zu unserem Lateran-Rechtsbereich gehört. In Jordanien habe ich mich
dann über eine gerade erst gegründete und im Aufbau befindliche Universität informiert,
die vom Lateinischen Patriarchen von Jerusalem geleitet wird. Vielleicht können wir
ja bald mit ihr eine Vereinbarung schließen? Dann konnte ich zwei Zentren besuchen,
die von unserer Theologischen Fakultät abhängen: eines auf palästinensischem Territorium,
das andere in Israel.“
Diese Aufspaltung in zwei Zentren liegt daran, dass
das Studienzentrum des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem in Beit Jala, im Gebiet
der Palästinensischen Autonomie, eine Außenstelle im Norden Israels, eben in Galiläa,
gegründet hat. Dort leben viele arabische Christen.
„Ich muss sagen: Neben
der akademischen Arbeit habe ich in diesen Zentren vor allem einen starken Willen
gespürt, etwas für den Aufbau des Friedens zu tun. Darum wird auch die akademische
Arbeit nicht einfach aseptisch aufgefasst, sondern als etwas, das eine gewisse Elite
heranbildet. Leute, die eine Rolle im sozialen und politischen Leben spielen können,
die etwas für Frieden, Gerechtigkeit und echte Werte tun können.“
Dem Rektor
der Lateran-Uni geht es mit seinen Außenbeziehungen darum, etwas für die „ursprüngliche
Idee von Universität“ zu tun, wie er formuliert. „In Europa lassen wir es oft geschehen,
dass die Universität vor den Karren bestimmter Interessen gespannt wird. Dabei sollte
Universität von ihrem Wesen her eine kritische Kraft sein, die auch alternative Werte
zum herrschenden System entwickelt. Wenn wir sagen, Universität sollte der Ort eines
globalen Wissens sein, meinen wir damit nicht, sie sollte soviel Fakultäten haben
wie möglich, sondern: Sie sollte offen sein für eine philosophisch-theologische Synthese.
Da muss es um die Grundfragen gehen: Wer bin ich, wozu bin ich auf der Welt, welchen
Sinn hat das Leben? Diese Fragen dürfen aus dem akademischen Ambiente nicht verbannt
werden, sie sind eher ein roter Faden, der die einzelnen Disziplinen untereinander
verbindet.“