D: Es braucht Vertrauen in die gesellschaftlichen Institutionen
Ein „falsches und verheerendes Menschenbild“ ist der Grund für das verloren gegangene
Vertrauen in der Gesellschaft. Das sagte der Erzbischof von München, Kardinal Reinhard
Marx, in seiner Sylvesterpredigt in München. „Jeder Mensch soll und darf auch vor
allem an seinen eigenen Vorteil denken“: Dieses Menschenbild führe zu einer Kultur
des Misstrauens und damit auch zu gesellschaftlich negativen Entwicklungen. Die Finanz-
und Schuldenkrise sei ein Zeichen für diese Entwicklungen, schließlich beruhe die
Wirtschaft auf Anreizsystemen für genau diese Bedürfnisse. Auf diesem falschen Leitbild
würden bis heute die entsprechenden Anreizsysteme aufgebaut. „Da wir alle Sünder sind
und verführbar, kann das auch eine Weile funktionieren, nicht nur bei Banken, auch
bei deren Kunden, nicht nur in Wirtschaft und Politik, sondern sogar in der Kirche“,
so Marx: Vertrauen sei aber – das hätten die letzten Jahre gezeigt – die wichtigste
Ressource für ein zukunftsfähiges Gemeinwesen, stellte der Kardinal klar. Es brauche
Vertrauen in die wirtschaftlichen Institutionen, die Medien wie auch in die Politik,
dass diese nicht nur auf ihre jeweiligen Vorteile, Einschaltquoten und Wiederwahlen
bedacht seien. „Im Grunde geht es um eine Erneuerung lebensnotwendiger moralischer
Selbstverständlichkeiten, ohne die Familie, Arbeit, Kultur und Gemeinwesen verkommen“,
erklärte der Erzbischof.