Kardinal Gracias: „Kirche kämpft für Gleichstellung der Frauen in Indien!“
Die katholische Kirche
in Indien steht den Frauen und deren Familienangehörigen nahe, die Opfer von Gewalt
sind. Das sagt im Gespräch mit Radio Vatikan der Vorsitzende der indischen Bischofskonferenz,
Kardinal Oswald Gracias. Der Erzbischof von Bombay fügte an, dass die jüngsten Fälle
von Frauen, die an den Konsequenzen der Vergewaltigungen gestorben seien, unerhört
und tragisch seien. Unterdessen ist unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen der Leichnam
der von mehreren Männern brutal vergewaltigten indischen Studentin eingeäschert worden.
Nun müsse die Gewalt gegen Frauen gestoppt werden, so Kardinal Gracias.
„Ich
denke, dass nun der Augenblick für unsere Gesellschaft gekommen ist, um unsere Prinzipien
neu zu überdenken. Wir haben den Sinn für Ethik, Moral sowie den Respekt vor der Würde
des Menschen verloren. Das ist vielleicht auch der Moment, um uns Jesus zu nähern
und so den Respekt gegenüber Frauen, aber ganz allgemein gegenüber den Menschen gemäß
dem Evangelium wahrzunehmen. Wir müssen Christus ins Zentrum unseres Lebens stellen.“
Am
16. Dezember waren die junge Frau und ihr Freund nach einem Kinobesuch in einen Bus
gestiegen, der von mehreren jungen Männern gestohlen worden war. Die Männer fielen
in dem Bus mit abgedunkelten Scheiben über die 23-jährige Studentin her und vergewaltigten
sie auf brutale Weise mehrfach. Auch ihr Freund wurde schwer verletzt. Der 13 Tage
währende Überlebenskampf der jungen Frau hatte in Indien Wut und Schamgefühle ausgelöst.
Kardinal Gracias:
„Ich selbst denke, dass Gesetze allein nicht reichen.
Es nützt nichts, wenn wir nun neue Gesetze einführen. Vielmehr braucht es einen allgemein
verbreiteten Sinn für den Respekt. Die indische Gesellschaft braucht endlich eine
Anerkennung der Gleichstellung von Mann und Frau. Wir müssen auch darüber nachdenken,
weshalb es zu solchen Vergewaltigungen gekommen ist. Die Kirche in Indien unternimmt
sehr viel, um auf dieses Problem aufmerksam zu machen. Wir haben dazu bischöfliche
Kommissionen geschaffen, die sich um die Verbesserung der Situation und Rechte der
Frauen kümmern. In meiner Diözese haben wir Diskussionsforen gegründet, um das Problem
anzusprechen und Lösungsvorschläge zu erarbeiten.“
Auch UNO-Generalsekretär
Ban Ki-moon drückte sein „tiefes Bedauern“ über den Tod der jungen Frau aus. Zugleich
habe er das Verbrechen aufs Schärfste verurteilt, teilte ein Sprecher Bans mit. „Gewalt
gegen Frauen darf nie hingenommen, nie entschuldigt, nie toleriert werden“, heißt
es in der in der Nacht zum Sonntag in New York verbreiteten Erklärung.