Der italienische Priester
Piero Corsi wird sein Amt vorerst nicht verlassen, sondern nimmt sich einige Tage
Auszeit. Der Priester, der an Weihnachten einen Aushang veröffentlicht hat, auf dem
Frauen, die Opfer von Gewalt werden, zu „Selbstkritik“ aufgerufen werden, ist unmittelbar
nach Bekanntwerden des Schreibens von seinem Diözesanbischof Luigi Ernesto Palletti
einberufen und gerügt worden. Erzbischof Vincenzo Paglia ist Präsident des Päpstlichen
Rates für die Familie. Er pflichtet den Kritikern des Priesters bei, denn dieser habe
kraft seines Amtes eine besondere Verantwortung für die Wahl seiner Worte:
„Wir
alle müssen die Verantwortung für die Worte übernehmen, die wir aussprechen. Und Worte
haben ihr Gewicht. Was nun einen Priester betrifft, so sagte Papst Johannes Paul II.,
sei es unerlässlich, dass dieser die Verantwortlichkeit habe, die Reaktionen in Betracht
zu ziehen, die seine Worte auslösen können.“
Die Würde der Frau sei in
der Lehre der katholischen Kirche der vergangenen Jahre nicht nur auf klare, sondern
sogar auf außerordentliche Weise verankert, so der vatikanische Familienbischof. Insbesondere
der auf verzerrte Weise uminterpretierte apostolische Brief „Mulieris dignitatem“
von Johannes Paul II. sei geradezu parteiisch, was die Frau angehe und stelle einen
wichtigen Meilenstein dar:
„Es besteht eine verbreitete Gewalt, die sich
manchmal auch auf dramatische Weise auf die Frauen niederschlägt und es ist auch nicht
im geringsten denkbar, dass es die Schuld der Frauen selbst sei, wenn dies geschieht.
Die Verurteilung der Worte dieses Priesters ist deshalb unmissverständlich. Der Bischof,
so scheint es mir, hat sehr rasch gehandelt und das klar ausgedrückt.“
Diese
Worte wurden an diesem Freitagvormittag auch vom Präsidenten der italienischen Bischofskonferenz,
Kardinal Angelo Bagnasco, bestätigt. Zwar wisse er zu diesem Zeitpunkt nicht, so der
Kardinal vor der Presse, ob der Priester mit Disziplinarmaßnahmen zu rechnen habe.
Doch der zuständige Diözesanbischof habe schnell und richtig reagiert und die Position
der Kirche in dieser Angelegenheit deutlich vertreten.