Weihnachten prägt
das Gesicht unserer Städte für mindestens zwei Monate. Schon im Oktober beginnen Geschäfte
mit Schmuck, und spätestens Anfang Dezember sind überall Weihnachtsmärkte eröffnet.
Auch an den Weihnachtstagen selbst kann man die Botschaften, Nachrichten und Feiern
gar nicht umgehen. Was die Frage aufwirft, wie Menschen mit einem anderen Glauben
diese Tage feiern. Zum Beispiel die deutschen Muslime. Schließlich hat das Fest nichts
mit ihrer Religion zu tun, trotzdem haben sie tagtäglich Weihnachten vor Augen.
Wie
Muslime in Deutschland diese Weihnachtstage verbringen, das berichtete Maristella
Angioni, Leiterin der Integrationsagentur der Kölner Caritas, dem Kölner Domradio.
„Aus
meiner Sicht und nach meiner Erfahrung aus vielen Jahren Caritas-Arbeit, auch in meinem
privaten Umfeld, gibt es da sehr große Parallelen. Wir können unsere Gesellschaft
– gerade unsere Kölner Gesellschaft – gar nicht mehr so stark in muslimische und nichtmuslimische
Menschen unterteilen. Die Weihnachtszeit, die besinnlich sein sollte und könnte, ist
das aber leider schon lange nicht mehr. Also gestaltet sie sich für uns alle gleichermaßen:
Vorbereitung auf das große Fest, das Jahresende. Und da sehe ich bei meinen muslimischen
Freunden oder den muslimischen Kunden, die wir haben, keinen großen Unterschied zu
uns.“
Muslimische Kinder nähmen die im Christentum gewachsenen Bräuche
wie etwa Krippenspiele und das Schreiben von Wunschzetteln wahr. Das könne ihre Eltern
möglicherweise unter Zugzwang setzen.
„Wir reden hier aber auch von Muslimen,
die schon sehr lange hier leben, teilweise in zweiter und dritter Generation. Die
haben quasi unsere Rituale, unsere Feste - besonders in der Vorweihnachtszeit - übernommen
und adaptiert. Das ist übernommen worden, weil man gesehen hat, dass das im Kindergarten
und in der Schule und bei den Nachbarn einfach so ist. Das ist schön und macht auch
Spaß, deswegen wird es übernommen und man freut sich daran.“
Frau Angioni
glaubt aber nicht, dass diese Übernahme von Bräuchen ohne das Fundament des Glaubens
bereits eine Entwurzelung sei.
„Viele christliche Rituale und Bräuche, die
wir haben, sind ja - wenn wir ehrlich sind und Christen fragen würden - nicht mehr
wirklich nachvollziehbar. Warum zum Beispiel haben wir einen Tannenbaum? Woher kommt
der? Was hat das noch mit unserem Christsein zu tun? All diese Dinge sind ja auch
teilweise von uns unreflektiert übernommen worden. Natürlich ist es ein Unterschied,
ob ich von meinem Glauben her bestimmte Dinge mache und da auch einen Sinn und eine
Tradition sehe, oder ob ich das übernommen habe, weil das eben zur Umgebung, mit der
ich lebe und in der ich lebe, auch passt. Die Muslime, von denen wir hier
reden und die diese Dinge auch machen und mittragen, sind natürlich nicht die Gläubigen,
die damit tatsächlich auch einen Gewissenskonflikt hätten und natürlich nicht mitmachen
würden. Es sind eher Menschen, die gut damit leben können, die sehr wohl in ihrem
Glauben zu Hause sind, aber das gut annehmen können.“