Weihnachten im Heiligen Land: „Nie die Hoffnung auf Frieden aufgeben“
Der Lateinische Patriarch
von Jerusalem Fouad Twal hatte die Weihnachtsfeierlichkeiten am Montagnachmittag mit
einem Umzug von der Jerusalemer Altstadt zur Geburtsbasilika eröffnet. In der katholischen
Katharinenkirche feierte der höchste Repräsentant des Vatikans im Heiligen Land um
Mitternacht die zentrale Christmette. Mit Blick auf die zahlreichen Konflikte in der
Region appellierte er an „die Politiker und alle Menschen guten Willens“, sich konsequent
für Frieden und Versöhnung für „Palästina und Israel und diesen leidenden Nahen Osten“
einzusetzen. An der Christmette nahmen auch Palästinenserpräsident Mahmud Abbas, der
jordanische Außenminister Nasser Judeh und die neue Bürgermeisterin von Bethlehem,
Vera Baboun, teil.
Die Christen im Heiligen Land dürfen trotz aller Widrigkeiten
nie aufgeben, nach Frieden zu streben. Das ist der Appell des Kustos im Heiligen Land,
Pater Pierbattista Pizzaballa, zum diesjährigen Weihnachtsfest in Christi Geburtsland.
Angesichts der Spannungen zwischen Palästina und Israel seien die Weihnachtsfeierlichkeiten
in diesem Jahr im Heiligen Land etwas „gedämpfter“ als sonst, auch weil weniger Pilger
gekommen seien, erzählt Pater Pizzaballa im Gespräch mit Radio Vatikan. Dennoch –
Christen dürften im Heiligen Land nie die Hoffnung verlieren, so der Franziskaner:
„Es
mag paradox erscheinen, dass das Ursprungsland des Friedens, den uns der Herr gab,
immer durch Konflikte erschüttert wird. Das gilt ja generell für den ganzen Nahen
Osten. Ich denke, dass insbesondere für uns Christen Weihnachten einen Wiederbeginn
bedeutet: Weihnachten ist eine Geburt, ein Neubeginn. Für uns Christen, vor allem
die Christen in Syrien, Ägypten, aber auch im Heiligen Land, ist es wichtig, nicht
aufzugeben, nicht zu denken, es ist alles zu Ende und es wird nie Frieden geben. Wir
müssen neu anfangen, die Ärmel hochkrempeln, Vertrauen haben und glauben, dass wir
etwas verändern können, und wenn es auch nur wenig ist!“
Israel hat den
umstrittenen Siedlungsbau in den Palästinensergebieten in den vergangenen Wochen wieder
vorangetrieben; in diesen Tagen noch stimmte ein Planungskomitee dem Bau von 940 neuen
Wohnungen in Gilo am Südrand Jerusalems zu. Pater Pizzaballa wertet diese Politik
als direkte Reaktion auf den Beschluss der UN-Vollversammlung vom November, den Palästinensern
den Status als Beobachterstaat ohne Mitgliedschaft zuzubilligen:
„Die Frage
betrifft einen der empfindlichsten und schwierigsten Punkte im israelisch-palästinensischen
Verhältnis: Jerusalem und die Zukunft Jerusalems. Die Entscheidung der israelischen
Regierung ist eine Vergeltung für die Anerkennung Palästinas vor der UN-Vollversammlung
als Beobachterstaat ohne Mitgliedschaft. Ich wünsche mir, dass das nur eine Vergeltungserklärung
ist, die nicht in die Tat umgesetzt wird. Das würde in diesem Augenblick eine noch
größere und wenig vorhersehbare Spannung erzeugen.“
Die Anerkennung Palästinas
als Beobachterstaat ist laut Patriarch Twal „ein erster Schritt in Richtung Frieden
und Stabilität in der Region“. Israel werde „auf Augenhöhe mit einem anderen Staat
zum Wohle aller verhandeln können“, so Twal, der hofft, dass die zweite Amtszeit von
US-Präsident Barack Obama eine Zwei-Staaten-Lösung im Nahen Osten möglich machen wird.
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu wünschte Christen in
aller Welt derweil frohe Weihnachten. „Die christlichen Gemeinden im Nahen Osten schrumpfen
heute und viele von ihnen sind in Gefahr“, sagte der Regierungschef am Montag in einer
Videobotschaft. In Israel gebe es hingegen eine „starke und wachsende christliche
Gemeinschaft“, deren Rechte man weiter tolerieren und schützen wolle. Nach Angaben
des Statistikbüros leben in Israel etwa 158 000 Christen. Sie machen etwa zwei Prozent
der Bevölkerung aus.