Papstappell für Frieden in Syrien und Nahost - Segen „Urbi et Orbi“
Frieden für Syrien und den Nahen Osten – dazu hat Papst Benedikt XVI. am ersten Weihnachtsfeiertag
aufgerufen. Auch auf Umbrüche und Spannungen in Afrika und auf die Situation der Religionen
in der Volksrepublik China ging der Papst in seiner Weihnachtsansprache auf dem Petersplatz
ein. Von der Mittelloggia der Vatikanbasilika aus spendete Benedikt XVI. danach den
traditionellen Segen „Urbi et Orbi“ an Rom und den Erdkreis. Zuvor richtete er Weihnachtsgrüße
in 65 Sprachen an alle Welt. Mehrere zehntausend Menschen, darunter zahlreiche internationale
Pilger und Besucher, wohnten in diesem Jahr in Rom den Festtagszeremonien bei.
Mit Blick auf Syrien
rief der Papst erneut zu einem sofortigen Gewaltstopp auf; die Bevölkerung dort sei
„zutiefst verletzt und geteilt durch einen Konflikt, der nicht einmal die Wehrlosen
verschont und unschuldige Opfer hinwegrafft“, so der Papst: „Noch einmal rufe ich
dazu auf, das Blutvergießen zu beenden, die Hilfeleistungen für die Flüchtlinge und
die Evakuierten zu erleichtern und auf dem Weg des Dialogs eine politische Lösung
für den Konflikt zu verfolgen.“
Angesichts der neu entflammten Gewalt im
Heiligen Land wünschte der Papst den Konfliktparteien Mut zu Frieden und Dialog: „Möge
der Frieden in dem Land hervorsprossen, in dem der Erlöser geboren wurde. Er gebe
Israelis und Palästinensern den Mut, allzu vielen Jahren der Kämpfe und Spaltungen
ein Ende zu setzen und mit Entschiedenheit den Verhandlungsweg einzuschlagen.“ Benedikt
XVI. hatte Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas vor wenigen Tagen zu einer Privataudienz
empfangen.
Demokratie und Gerechtigkeit für alle Bürger –
das wünschte der Papst den Ländern des arabischen Frühlings in Nordafrika. Die Mehrheit
der ägyptischen Bevölkerung hatte sich am vergangenen Wochenende für die neue Verfassung
ausgesprochen, die vielen Christen Kopfzerbrechen bereitet. „Mögen in den Ländern
Nordafrikas, die auf der Suche nach einer neuen Zukunft einen tiefgreifenden Umbruch
erleben – insbesondere in Ägypten, diesem geschätzten und durch die Kindheit Jesu
gesegneten Land – die Bürger gemeinsam Gesellschaftsformen aufbauen, die auf die Gerechtigkeit
und auf die Achtung der Freiheit und der Würde jedes Menschen gegründet sind.“
Mit
Blick auf Gewalt und Terrorismus in verschiedenen afrikanischen Staaten rief der Papst
zu Frieden und Verständigung dort auf: „Das Geburtsfest Christi begünstige die
Wiederkehr des Friedens in Mali und der Eintracht in Nigeria, wo grausame terroristische
Attentate weiter Opfer fordern, besonders unter den Christen. Möge der Erlöser den
Flüchtlingen aus dem Osten der Demokratischen Republik Kongo Hilfe und Trost bringen.
Er möge Kenia Frieden schenken, wo blutige Attentate die Zivilbevölkerung und die
Gotteshäuser getroffen haben.“
Die neue politische Führung in
der Volksrepublik China rief Benedikt XVI. dazu auf, den Beitrag der Religionen für
Frieden und Gemeinwohl zu schätzen und zu fördern: „Der König des Friedens richte
ferner seinen Blick auf die neuen Führungspersönlichkeiten der Volksrepublik China,
für die hohe Aufgabe, die sie erwartet. Es ist mein Wunsch, dass der Beitrag der Religionen
– in der Achtung einer jeden gegenüber – so zur Geltung gebracht werde, dass diese
beim Aufbau einer solidarischen Gesellschaft mitwirken können, zum Wohl jenes edlen
Volkes und der ganzen Welt.“ Das Verhältnis der chinesischen Staatsführung zu
den Religionsgemeinschaften ist angespannt; die Gängelung eines Shanghaier Weihbischofs
durch Peking hatte zuletzt für Verstimmung auf Seiten des Vatikans gesorgt. Papst
Benedikt XVI. wünschte allen Völkern des asiatischen Kontinentes Frieden: „Möge
das Jesuskind die zahlreichen Völker, die in jenen Ländern wohnen – und in besonderer
Weise jene, die an Christus glauben – mit Wohlwollen betrachten.“
Mit
Blick auf den lateinamerikanischen Kontinent gab der Papst seiner Hoffnung auf Gerechtigkeit
und den Aufbau einer Kultur des Friedens Ausdruck: „Das Jesuskind segne all die
vielen Gläubigen, die in Lateinamerika sein Fest begehen. Es lasse ihre menschlichen
und christlichen Tugenden wachsen, biete denen, die gezwungen sind, ihre Familien
und ihr Land zu verlassen, Halt und stärke die Regierenden in ihrem Einsatz für die
Entwicklung sowie im Kampf gegen die Kriminalität.“
Wenn Gott Mensch wird,
treffen Liebe und Wahrheit, Gerechtigkeit und Frieden zusammen, erinnerte Benedikt
XVI. seine Zuhörer in aller Welt. „Und doch kann ebendieser Gott nicht in mein Herz
eintreten, wenn ich ihm nicht die Türe öffne“, erinnerte der Papst. Die „Macht des
Menschen, sich Gott zu verschließen“ sei beängstigend, dagegen gelte es die „Tür des
Glaubens“ zu öffnen und die Wahrheit und „Allmacht der Liebe“ des menschgewordenen
Gottes anzunehmen: „Jener Mensch ist der Sohn Gottes – Gott, der in der Geschichte
erschienen ist. Seine Geburt ist ein Spross neuen Lebens für die gesamte Menschheit.
Möge jedes Land eine gute ,Erde‘ werden, welche die Liebe, die Wahrheit, die Gerechtigkeit
und den Frieden aufnimmt und zum Sprießen bringt. Allen wünsche ich ein frohes Weihnachtsfest!“