Konsumhype Weihnachten: Wie kann man dem entkommen?
Weihnachten ist mittlerweile
fest in den Händen des Konsumhype – davon ist zumindest der Theologe und Buchautor
Manfred Lütz überzeugt. In seinem Buch „Bluff. Die Fälschung der Welt“ widmet er auch
dem Weihnachtsfest ein Kapitel – und schlägt unter anderem vor, die Feierlichkeiten
in den Sommer zu verlegen. Dem Domradio sagte Lütz dazu:
„Natürlich ist
das ein halb scherzhafter Vorschlag. Aber wenn man bedenkt, dass Jesus ursprünglich
im Sommer geboren wurde – sonst wäre er wohl in der Krippe erfroren, und dass man
den 25. Dezember gewählt hat, weil das ein heidnisches Lichterfest war, dann muss
man sagen: Eigentlich hat das Heidentum das Fest inzwischen wieder zurückerobert.
Die christlichen Inhalte in der Vor- und Weihnachtszeit sind weitgehend weg. Den Weihnachtsbaum
gab es früher zu Weihnachten – wie der Name schon sagt. Inzwischen gibt es ihn schon
fast im Sommer, mindestens im November. Die christlichen Inhalte wurden vom Konsumhype
ziemlich platt gemacht.“
Dass Geschenke zu Weihnachten zeigen sollen, wie
sehr man sich über das Gottesgeschenk des Jesus-Kindes freut, gerate dabei in Vergessenheit:
„Schenken
ist tatsächlich etwas Existenzielles – wenn ich einem Menschen etwas von Herzen schenke.
Aber die Konsumindustrie will das ja nicht, sondern dass wir etwas ganz Teures und
gerade Angesagtes schenken. Wir bekommen dabei Dinge suggeriert, die gar nicht wirklich
von Herzen kommen. Als Kind hatte ich wenig Geld und habe versucht, für drei Mark
ein Geschenk für meine Großmutter zu finden. Dafür habe ich lange gebraucht, mich
aber von Herzen bemüht. Der Konsumrausch heute macht die Leute ja nicht wirklich glücklich.
Im Gegenteil: Er stresst sie.“
Der Theologe und Autor geht sogar noch weiter.
Sein Fazit des Ganzen: Konsum hat mittlerweile eine religiöse Bedeutung erlangt:
„Wir
füllen unser religiöses Vakuum mit irgendwelchen Inhalten. Man versucht sich medial
vollzudröhnen. Man versucht es mit der Esoterik – wer nichts mehr glaubt, glaubt alles.
Aber Besinnung ist natürlich nur gegeben, wenn man sich auf Sinnvolles besinnt. Ich
will nicht nur jammern, sondern den Scheinwerfer darauf lenken, dass wir von unserer
Geburt an bis zum Tod ein vergleichsweise kurzes Leben haben. Und dass jeder Tag unwiederholbar
ist. Wir haben an jedem Tag eine Aufgabe. Wenn ich heute einen Menschen, der es gebraucht
hat, nicht angelächelt habe, kann ich das nie wieder gut machen.“
Deshalb
rät Lutz dazu, bewusst aus dem Rummel und Konsumrausch der Advents- und Vorweihnachtszeit
auszusteigen. Er beispielsweise habe mit seinen Geschwistern vereinbart, sich zu Weihnachten
nichts mehr zu schenken. Natürlich träfe sich die Familie, aber ohne diesen Geschenke-Konsum-Stress.
Ganz abgesehen davon, dass Weihnachten mit der Familie auch eher eine bürgerliche
als eine christliche Tradition sei: Eigentlich müssten wir als Christen Einsame, Obdachlose
und Bedürftige einladen, so der Theologe und Buchautor Manfred Lütz.