Papst Benedikt XVI.
hat seinen früheren Kammerdiener Paolo Gabriele begnadigt. Dies gab Vatikansprecher
Pater Federico Lombardi an diesem Samstag bei einer Pressekonferenz bekannt. Gabriele
war im Oktober diesen Jahres von einem vatikanischen Gericht zu eineinhalb Jahren
Haft und zur Übernahme der Prozesskosten verurteilt worden, weil er vertrauliche Dokumente
des Papstes entwendet, kopiert und weitergegeben hatte.
Der Papst hatte Gabriele
an diesem Samstag persönlich in den Gebäuden der Vatikan-Gendarmerie aufgesucht, um
die Begnadigung auszusprechen. Etwa fünfzehn Minuten hätten sich die beiden unterhalten.
Dabei habe es sich um eine persönliche Geste des Papstes jemandem gegenüber gehandelt,
mit dem er jahrelang familiär zusammengelebt hatte, so Lombardi. Darauf sei Gabriele
freigelassen worden und nach Hause zu seiner Familie zurück gekehrt. Lombardi betonte
aber, dass Gabriele nicht weiter als Angestellter innerhalb des Vatikans arbeiten
werde, auch werde er deswegen nicht weiter innerhalb des Vatikan wohnen.
Die
Begnadigung des Papstes kommt nicht überraschend: Vatikansprecher Lombardi hatte bereits
zuvor geäußert, dass der Papst wohl über eine Begnadigung nachdenke. Lediglich zum
Zeitrahmen und den Bedingungen hatte Lombardi nichts gesagt.
Was den zweiten
Angeklagten im Vatileaks-Prozess, Claudio Sciarpelletti, angehe, habe dieser bereits
seit einigen Tagen seine Arbeit wieder aufgenommen, so Lombardi weiter. Auch für ihn
sei eine Begnadigung vorgesehen. Er sei zwar nur zu einer Bewährungsstrafe verurteilt
worden, aber auch diese juristischen Folgen des Prozesses würden nun ausgeräumt.
Der
Papst habe zu Weihnachten diesen Gnadenakt und dieses Vergeben persönlich aussprechen
wollen, führte Lombardi aus. Damit sei dieses traurige und schmerzhafte Kapitel abgeschlossen.
Rasche
Prozessabwicklung Der Prozess gegen Gabriele war Ende September eröffnet
worden. Der Angeklagte hat gestanden, vertrauliche Dokumente des Papstes entwendet,
kopiert und an den Journalisten Gianluigi Nuzzi weitergegeben zu haben. Mittäter gebe
es nicht. Auch Geld habe er nicht erhalten. Den Vorwurf des „schweren Diebstahls“
wies Gabriele zurück. Schuldig sei er allein gegenüber dem Papst, den er verraten
habe, erklärte er vor Gericht. Als Motiv für seine Tat nannte er Unbehagen über Missstände
an der Kurie. Vom Vatikangericht war er zu eineinhalb Jahren Haft verurteilt worden,
zur Abbüßung seiner Haft war Gabriele in einer Zelle im Vatikan inhaftiert. Der
zweite Angeklagte, Claudio Sciarpelletti, war zu einer Bewährungsstrafe wegen Begünstigung
verurteilt worden.