2012-12-20 13:15:31

Österreich: Kirche steht Flüchtlingen bei


RealAudioMP3 Zur Weihnachtszeit ist in Erinnerung an Josef und Maria viel von Not und Herbergssuche die Rede. Unter anderem in der Votivkirche in Wien ist das jetzt konkrete Realität geworden: Seit dem 18. Dezember übernachten dort Asylbewerber, um auf die prekäre Situation der Flüchtlinge im Lager Traiskirchen aufmerksam zu machen. In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag verbachten etwa 30 Asylbewerber die Nacht in der Kirche. Der Wiener Bischofsvikar Dariusz Schutzki hatte bereits am Mittwoch bei einer Pressekonferenz betont, dass die Kirche den Flüchtlingen beistehe. Die Asylsuchenden hätten die Votivkirche bewusst gewählt, weil sie ein symbolträchtiger Ort sei. Gegenüber kathpress sagte Schutzki:

„Es ist nach wie vor ein Ort des Schutzes und der Zuflucht für die verzweifelten und notleidenden Menschen. Die Kirche steht an der Seite der Flüchtlinge. Das haben wir gestern auch bildlich gemacht, indem wir uns mit ihnen in eine Reihe gestellt haben.“

Die Kirche könne „leider keine politischen und rechtlichen Lösungen anbieten“, wolle sich aber deeskalierend und lösungsorientiert einbringen, so Schutzki. Die Lage der Flüchtlinge, die in der Votivkirche Zuflucht suchten, zeige, dass die Rechtslage in vielen europäischen Ländern Menschen in tiefe Verzweiflung stürze.

Mensch in Verzweiflung Ernst nehmen
Auch der Wiener Caritas-Chef Michael Landau rief dazu auf, die Asylwerber in ihrer Verzweiflung nicht im Stich zu lassen:

„Wir sind gestern als Caritas präsent gewesen, um die Situation zu entschärfen und wir sind es auch heute mit diesem Appell zur Deeskalation. Es geht hier um Menschen in einer für sie verzweifelten Situation. Wir rufen dazu auf, die Menschen in dieser Verzweiflung ernst zu nehmen.“

Landau schlug einen Runden Tisch mit Vertretern der Flüchtlinge, Politikern, Religionsgemeinschaften und Nichtregierungsorganisationen vor. Die Caritas setzt sich dafür ein, dass es möglichst noch vor Weihnachten zu diesem Treffen kommt. Das Innenministerium habe bereits seine Teilnahme signalisiert.

Landau wandte sich außerdem mehrfach gegen Versuche, die Flüchtlinge politisch zu instrumentalisieren:

„Uns geht es um die Grund- und Menschenrechte von Asylbewerberinnen und um einen humanitären Umgang Österreichs mit Flüchtlingen- aber nicht um eine Unterstützung einzelner politischer Gruppierungen oder Aktivistinnen. Keiner darf auf Kosten der Flüchtlinge Politik machen.“

Den Flüchtlingen habe die Caritas - wie auch der Bund und die Stadt Wien - Unterbringung in Alternativquartieren zu Traiskirchen angeboten, berichtete Landau. Wie lange die Votivkirche noch als Zufluchtsort dienen soll, blieb bei der Pressekonferenz unklar: Einer der Flüchtlinge aus dem „Vienna Refugee Protest Camp“ sagte, dies bleibe bis zur Erfüllung der Forderungen so. Caritas-Sprecher Schwertner versicherte, die Votivkirche bleibe bis auf weiteres Schutzraum, an einer Lösung werde gearbeitet.

Hintergrund:
Seit mehr als drei Wochen protestieren Flüchtlinge aus Traiskirchen in Zelten im Wiener Sigmund-Freud-Park gegen die Asylpraxis in Österreich. Am Dienstag (18. Dezember) zogen sie um in die angrenzende Votivkirche. Damit wollten die inzwischen rund 100 Personen - gebildet aus Bewohnern des „Vienna Refugee Protest Camps“ sowie deren Unterstützern - ihrem Protest am Internationalen Tag der Rechte der Migranten (18. Dezember) Nachdruck verleihen. „Seit über drei Wochen sind wir nun im Sigmund Freud Park. Doch bisher sind unsere Stimmen nicht gehört worden“, heißt es dazu in einer Pressemitteilung der Aktivisten.


(kathpress 20.12.2012 sta)








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