Zur Weihnachtszeit
ist in Erinnerung an Josef und Maria viel von Not und Herbergssuche die Rede. Unter
anderem in der Votivkirche in Wien ist das jetzt konkrete Realität geworden: Seit
dem 18. Dezember übernachten dort Asylbewerber, um auf die prekäre Situation der Flüchtlinge
im Lager Traiskirchen aufmerksam zu machen. In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag
verbachten etwa 30 Asylbewerber die Nacht in der Kirche. Der Wiener Bischofsvikar
Dariusz Schutzki hatte bereits am Mittwoch bei einer Pressekonferenz betont, dass
die Kirche den Flüchtlingen beistehe. Die Asylsuchenden hätten die Votivkirche bewusst
gewählt, weil sie ein symbolträchtiger Ort sei. Gegenüber kathpress sagte Schutzki:
„Es
ist nach wie vor ein Ort des Schutzes und der Zuflucht für die verzweifelten und notleidenden
Menschen. Die Kirche steht an der Seite der Flüchtlinge. Das haben wir gestern auch
bildlich gemacht, indem wir uns mit ihnen in eine Reihe gestellt haben.“
Die
Kirche könne „leider keine politischen und rechtlichen Lösungen anbieten“, wolle sich
aber deeskalierend und lösungsorientiert einbringen, so Schutzki. Die Lage der Flüchtlinge,
die in der Votivkirche Zuflucht suchten, zeige, dass die Rechtslage in vielen europäischen
Ländern Menschen in tiefe Verzweiflung stürze.
Mensch in Verzweiflung
Ernst nehmen Auch der Wiener Caritas-Chef Michael Landau rief dazu auf,
die Asylwerber in ihrer Verzweiflung nicht im Stich zu lassen:
„Wir sind
gestern als Caritas präsent gewesen, um die Situation zu entschärfen und wir sind
es auch heute mit diesem Appell zur Deeskalation. Es geht hier um Menschen in einer
für sie verzweifelten Situation. Wir rufen dazu auf, die Menschen in dieser Verzweiflung
ernst zu nehmen.“
Landau schlug einen Runden Tisch mit Vertretern der Flüchtlinge,
Politikern, Religionsgemeinschaften und Nichtregierungsorganisationen vor. Die Caritas
setzt sich dafür ein, dass es möglichst noch vor Weihnachten zu diesem Treffen kommt.
Das Innenministerium habe bereits seine Teilnahme signalisiert.
Landau wandte
sich außerdem mehrfach gegen Versuche, die Flüchtlinge politisch zu instrumentalisieren:
„Uns
geht es um die Grund- und Menschenrechte von Asylbewerberinnen und um einen humanitären
Umgang Österreichs mit Flüchtlingen- aber nicht um eine Unterstützung einzelner politischer
Gruppierungen oder Aktivistinnen. Keiner darf auf Kosten der Flüchtlinge Politik machen.“
Den
Flüchtlingen habe die Caritas - wie auch der Bund und die Stadt Wien - Unterbringung
in Alternativquartieren zu Traiskirchen angeboten, berichtete Landau. Wie lange die
Votivkirche noch als Zufluchtsort dienen soll, blieb bei der Pressekonferenz unklar:
Einer der Flüchtlinge aus dem „Vienna Refugee Protest Camp“ sagte, dies bleibe bis
zur Erfüllung der Forderungen so. Caritas-Sprecher Schwertner versicherte, die Votivkirche
bleibe bis auf weiteres Schutzraum, an einer Lösung werde gearbeitet.
Hintergrund:
Seit mehr als drei Wochen protestieren Flüchtlinge aus Traiskirchen in
Zelten im Wiener Sigmund-Freud-Park gegen die Asylpraxis in Österreich. Am Dienstag
(18. Dezember) zogen sie um in die angrenzende Votivkirche. Damit wollten die inzwischen
rund 100 Personen - gebildet aus Bewohnern des „Vienna Refugee Protest Camps“ sowie
deren Unterstützern - ihrem Protest am Internationalen Tag der Rechte der Migranten
(18. Dezember) Nachdruck verleihen. „Seit über drei Wochen sind wir nun im Sigmund
Freud Park. Doch bisher sind unsere Stimmen nicht gehört worden“, heißt es dazu in
einer Pressemitteilung der Aktivisten.