Frankreich: Debatte um aktive Sterbehilfe spitzt sich zu
Die Debatte um aktive Sterbehilfe spitzt sich zu. Der Bericht der Ethikarbeitsgruppe,
der an diesem Dienstag Staatspräsident Francois Hollande vorgestellt wurde, öffne
„die Tür zur aktiven Sterbehilfe ein Stück“, kommentiert die katholische Tageszeitung
„La Croix“ in ihrer Dienstagsausgabe. Der Zeitung lag der Bericht vorab vor. Die Gruppe
um den Mediziner Didier Sicard sei „sehr vorsichtig“, was aktive Sterbehilfe anbelangt,
schreibt „La Croix“. Das bisher geltende Gesetz Leonetti aus dem Jahr 2005 müsse lediglich
richtig angewandt werden, argumentieren die Ethiker. So habe ein Arzt bereits jetzt
das Recht, einem todkranken Patienten eine hohe Dosis Beruhigungsmittel zu verabreichen,
um seine Schmerzen zu lindern; dabei könne auch in Kauf genommen werden, dass er dadurch
schneller sterbe. Weiter schlägt die Arbeitsgruppe eine Debatte um Beihilfe zum Suizid
vor. Voraussetzung hierfür müsse die mindestens zweifach medizinisch bestätigte Diagnose
sein, dass der Patient nicht mehr länger als sechs Monate zu leben habe. Frankreichs
Staatspräsident Francois Hollande will im kommenden Juni einen Gesetzentwurf zu Sterbehilfe
vorlegen. Das geltende Gesetz von 2005 erfülle „nicht alle berechtigten Anliegen von
Menschen mit schweren und unheilbaren Krankheiten“, erklärte Hollande am Dienstag.
Er hatte die neue Arbeitsgruppe im Juli eingerichtet, um in mehreren öffentlichen
Diskussionsrunden die gesellschaftliche Meinung zum Thema Sterbehilfe zu ermitteln.
Er war im Wahlkampf unter anderem für eine Zulassung aktiver eingetreten. Laut dem
Gesetz aus dem Jahr 2005 ist aktive Sterbehilfe in Frankreich strafbar.