2012-12-15 09:28:36

Unser Buchtipp: Herodes, König im Heiligen Land


RealAudioMP3 Ernst Baltrusch: Herodes. König im Heiligen Land. Eine Biographie. Eine Besprechung von Pater Bernd Hagenkord

Das Wichtigste versteckt sich hinten im Buch: Wenn wir in den kommenden Weihnachtstagen den Namen Herodes in den Evangeliumslesungen hören, dann wird uns dort das Bild eines argwönischen und gewalttätigen Herrschers präsentiert. Die vorliegende Biografie des Herrschers aber kommt erst ganz zum Schluss ausführlicher zu dieser für Christen so wichtigen Episode im Leben des Herodes. Exegeten und Prediger aller Zeiten – zuletzt Papst Benedikt XVI. in seinem Jesusbuch – haben dargelegt, wie die Evangelisten den neuen König Jesus vor der Folie des schlechten Königs Herodes beschreiben: Der himmlische König vor der Folie des allzu weltlichen Machtmenschen.

Ernst Baltrusch hat in seiner Biographie einen Herrscher beschrieben, der immer bemüht war, ein „kleiner Augustus“ zu sein und auch jahrzehntelang damit Erfolg hatte. Er war ein römischer König, von des Reiches und Kaisers Gnaden, aber auch in seinem Selbstverständnis. Um einen Zugang zu diesem erfolgreichen, dann zum Schluss verbitterten König zu gewinnen, zerlegt ihn der Autor in vier Teile: Herodes der Idumäer, der Römer, der Jude und der Hellenist. Dazu kommt noch seine Familiensituation, die sich als sehr wirkmächtig in seinem Leben herausstellen sollte, gegen Lebensende ließ er drei seiner Söhne umbringen. Herodes habe ein System dieser Identitäten entwickelt, so der Autor, um sein Reich errichten, etablieren und stabilisieren zu können. An der letzten, der Familie, sollte er dann scheitern.

Baltrusch spricht von den verschiedenen „Judentümern“, die zum Teil gegeneinander standen und an deren Radikalisierung Herodes seinen Anteil hatte, er erklärt die Abhängigkeit von Rom und die Funktion, die der König im Reich einnahm.

Aber zurück zur Weihnachtsgeschichte: Was hat das alles mit dem Herodes der Bibel zu tun? Historisch wenig, urteilt Baltrusch, aber trotzdem habe der biblische viel mit dem historischen König zu tun. Die jüdische und frühchristliche Geschichtsschreibung habe ihm so ziemlich alles zugetraut, was an Bosheit möglich war. Also passt der Kindermord gut ins Bild, auch wenn er durch andere Quellen nicht verbürgt ist. Der Autor nennt es eine „gute und glaubwürdige Erfindung“.

Gleichzeitig – so Baltrusch – spielten sich aber Jesu Leben und Wirken in einer völlig von Herodes strukturierten Welt ab. Reichtum und Macht, dargestellt als Protz, der nur noch pragmatische Umgang mit Glaubensdingen, die Aufgabe des jüdischen Selbstbehauptungswillens, die rein innerweltlich verstandene Herrschaft: Gegen all das wendet sich Jesus und auch andere jüdische Bewegungen, etwa die Essener.

Deswegen lohnt sich die Lektüre dieses Buches, weil es eben auch die Biographie einer Welt ist, in der Jesus sich bewegte und die zu verstehen und hilft, diese uns fremd gewordene Welt zu verstehen.

Das Buch ist im C. H. Beck Verlag erschienen und kostet etwa 27 €


(rv 22.12.2012 ord)







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