2012-12-14 15:19:21

Why poverty? Weil es arme Menschen gibt


RealAudioMP3 Die Hungerkrise ist schlimmer als die Finanzkrise, schreibt Papst Benedikt XVI. u.a. in seiner Friedensbotschaft 2013, die an diesem Freitag vorgestellt wurde. Das könne man insbesondere in der Sahelzone sehen, sagt gegenüber Radio Vatikan der Sekretär des Päpstlichen Rates „Cor Unum“, Giovanni Pietro dal Toso. Er ist besonders für die Päpstliche Stiftung für die Sahelzone zuständig. Mit dem Thema „Armut“ hat sich auch das Projekt der europäischen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten EBU auseinandergesetzt. Unter der Themenreihe „Why poverty?“ werden seit Ende November Interviews und Sendungen dazu veröffentlicht. Mario Galgano hat dal Toso gefragt, was er von solchen Medienprojekte hält.

„Die Initiative der europäischen Rundfunkanstalten ist sehr positiv zu bewerten. Wir merken auch immer mehr, dass der Erziehungsfaktor sehr wichtig für unsere Gesellschaft ist. Wir sollen also unsere Augen für die Tatsache öffnen, dass Armut ein wachsendes Problem ist und nicht etwas ist, was weit entfernt von uns liegt. Ich war vor wenigen Tagen in Brüssel. Dort wurde die Problematik der sozialen Ausgrenzung von Familien behandelt. Gerade die derzeitige Krise verursacht solche Ausgrenzungen. Deshalb ist eine allgemeine Aufmerksamkeit für diese Fragen sehr wichtig.“

Aber warum gibt es eigentlich Armut? Diese Frage stellen die öffentlich-rechtlichen Sender in den Mittelpunkt ihres Jahresprojekts. Dazu Monsignor dal Toso:

„Armut ist natürlich ein sehr vielschichtiges Problem. Sie hat verschiedene Gründe und verschiedene Erscheinungen. Armut hat es in der Geschichte immer gegeben. Wenn wir heute auf unsere Welt schauen, ist es natürlich äußerst wichtig, dass wir wieder eine Aufmerksamkeit für dieses Phänomen erwecken. Wir müssen auch auf die verschiedenen Formen von Armut aufmerksam werden. Das betrifft die Lage bei uns, aber auch die Situation in anderen Kontinenten.“

Es gibt aber keine einfache Antwort auf die Frage „warum Armut?“, so dal Toso.

„Ich würde auch konzeptuell unterscheiden. Es gibt natürlich eine Armut, die wir bekämpfen müssen. Das nennen wir Elend oder Misere. Aber es gibt auch eine Armut, die Jesus gepriesen hat.“

Armut zeige – von einem sozialen Gesichtspunkt aus gesehen – die Unmöglichkeit eines Menschen auf, seine Möglichkeiten ausschöpfen zu können, so dal Toso.

„Wenn man das konkret anschaut, dann würde ich sagen, dass man nicht mehr von Armut sprechen müsste sondern von armen Menschen, weil Armut sich konkret in den Gesichtern von Menschen zeigt. Gerade weil es sich konkret im Angesicht von Menschen zeigt, hat sich die Kirche in ihrer Geschichte immer für die Hilfe an die Menschen gekümmert.“

Dal Toso erinnert hierbei an die zahlreichen Beispiele der Hilfe, die im Neuen Testament aufgezählt werden.

„In der Apostelgeschichte wird beispielsweise die Hilfe an armen Witwen durch die Diakone beschrieben. Die Kirche hat also schon immer eine große Aufmerksamkeit gegenüber armen Menschen gezeigt.“

In der heutigen Zeit gebe es zwar in vielen Ländern eine materielle Armut. Doch es gebe auch eine kulturelle Armut, die nicht zu unterschätzen sei.

„Es gibt Menschen, die nicht in genügender Weise eine Erziehung erhalten haben. Und in dem Sinne gibt es auch eine geistliche Armut, weil Gott fehlt. Das bringt sehr viele Konsequenzen mit sich. Dann gibt es auch eine Armut an menschlichen Beziehungen. Da möchte ich an eine Kampagne erinnern, die in unseren westlichen Ländern durchgeführt wird und die sich um die Einsamkeit von Menschen kümmert.“

Die Gläubigen müssten mithelfen, jene Formen von Armut zu bekämpfen, die die Würde des Menschen angreifen.

„Denn wir können auf ein menschliches Problem nur mit Menschen antworten. Deshalb ist Armut nicht nur ein strukturelles Problem. Auf diesen menschlichen Aspekt können wir wirklich viel bewirken. Das ist ja das, was Jesus selber sagte. Wir nähern uns nun Weihnachten zu; Jesus wurde selber arm, um unsere Armut zu teilen. Diese menschliche Begegnung ist für eine christliche Sicht des Problems unumgänglich.“

(rv 14.12.2012 mg)







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