EU: Kirchen warnen vor den wachsenden Nationalismen
Bischöfe der evangelischen sowie der katholischen Kirche haben von der EU eine stärkere
soziale und ökologische Ausrichtung der Marktwirtschaft in Europa gefordert. Statt
alles auf Entgelt und wirtschaftlichen Nutzen auszurichten, müsse der Gemeinnutz besser
im Blick behalten werden, betonte der Vize-Präsident der EU-Bischofskommission COMECE,
Gianni Ambrosio, am Freitag bei einem Treffen mit Vertretern der EU-Kommission in
Brüssel. Solidarität bedeute aber nicht, „dass der Staat alles übernimmt“, so der
Bischof. Genauso wichtig sei die Subsidiarität als Hilfe zur Selbsthilfe. Weiter warnte
der Bischof vor einem im Zuge der Wirtschaftskrise entstehenden „unbeherrschten Nationalismus“,
den er in einigen Ländern wahrnehme. Dieser könne Europa „schwer treffen“. Es befinde
sich „in der schwersten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg“. Die „persönliche und finanzielle
Gier“ sei „größer denn je“. Der bayerische evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm
sieht den sozialen Zusammenhalt in Europa gefährdet, „wenn die kleinen Leute in wirtschaftlich
schwierigen Situationen Opfer bringen müssen und die Wohlhabenden sich der Verantwortung
entziehen können“. Beide Bischöfe wiesen auf die Bedeutung der Ökologie für eine zukunftsfähige
soziale Marktwirtschaft hin. Beim Umweltschutz müsse die EU „eine aktivere Rolle“
spielen, forderte Bischof Ambrosio.