Vatikan besorgt über Schikanen gegen chinesischen Weihbischof
Der Vatikan ist besorgt über die Schikanen gegen den Weihbischof von Schanghai, Thaddeus
Ma Daqin. Wie die römische Nachrichtenagentur „AsiaNews“ berichtet, stehe Ma Daqin
unter Hausarrest. Sichere Informationen zu seiner Lage gebe es nicht. In der letzten
Woche hatte die regimenahe und vom Vatikan nicht anerkannte „Bischofskonferenz der
katholischen Kirche Chinas“ die Ernennung von Thaddeus Ma Daqin zum Weihbischof in
Schanghai widerrufen. Die „Patriotische Vereinigung chinesischer Katholiken in China“,
die als Vollstreckerin der Regimevorgaben in der Kirchnpolitik fungiert, wolle zudem
künftig bei allen Bischofsweihen den Schwur eines staatlichen Treueids verlangen,
hieß es in auslandschinesischen Medien.
Ma Daqin hatte sich bei seiner Bischofsweihe
im Juli öffentlich von der „Patriotischen Vereinigung“ losgesagt. Seitdem steht er
auf Anordnung der chinesischen Behörden in einem Priesterseminar unter Hausarrest,
der offiziell als „Klausur“ bezeichnet wurde.
„Bezüglich der Lage des Weihbischofs
von Schanghai hat auch der Heilige Stuhl keine anderen Informationen, als das, was
aktuell von den Medien berichtet wird“, erklärte Vatikansprecher P. Federico Lombardi
in einem Kommuniqué am Mittwoch. Lombardi wies in diesem Zusammenhang auf einen Artikel
von Kardinal Fernando Filoni hin, der vor einiger Zeit in der Zeitschrift „Tripod“
veröffentlicht wurde. Dort heißt es: „Die Situation in China bleibt weiterhin schlimm.
Einige Bischöfe oder Geistliche werden isoliert oder ihrer persönlichen Freiheit beraubt
- so wie es kürzlich dem Weihbischof von Schanghai, Ma Daquin, geschehen ist, weil
er seine ganze Zeit der Seelsorge widmen wollte.“
Die Ernennung von Bischöfen
ist seit langem einer der zentralen Streitpunkte zwischen dem Vatikan und dem chinesischen
Staat. Der Vatikan beansprucht das Recht, Bischöfe frei zu bestimmen. China lehnt
dies als Einmischung in innere Angelegenheiten ab. Die Regierung besteht auf einer
umfassenden Kontrolle über die katholische Kirche.
Nach längerer Unterbrechung
wurden chinesische Bischöfe seit 2007 in der Regel in Abstimmung zwischen Vatikan
und Regierungsbehörden geweiht. Zuletzt verhärteten sich jedoch die Fronten. 2011
wurden drei Bischöfe ohne römische Genehmigung ordiniert. Im November 2011 und im
April dieses Jahres erhielten zwei vom Papst genehmigte Kandidaten die Bischofsweihe;
allerdings nahmen an den Zeremonien von Rom nicht anerkannte Bischöfe teil. Die
Katholiken in China sind seit den 1950er-Jahren in zwei Gruppen gespalten, die regimetreue
„Patriotische Vereinigung“ und die papsttreue Untergrundkirche. Letztere ist staatlichen
Repressalien ausgesetzt; mehrere Bischöfe und Priester sitzen in Haft.
Nach
offiziellen Angaben zählt die katholische Kirche in China 5,7 Millionen Mitglieder,
nach inoffiziellen Angaben etwa 12 Millionen. Der Untergrundkirche gehören nach Schätzungen
weitere zehn Millionen Mitglieder an.