Christen werden am Referendum zur neuen Verfassung in Ägypten teilnehmen und nach
dem eigenen Gewissen entscheiden. Dies sagte der koptisch-katholische Bischof von
Assiut, Kyrillos William, am Dienstag gegenüber dem Fidesdienst. Nach Ansicht des
Bischofs entspricht der Verfassungsentwurf nicht dem Wunsch aller Ägypter, sondern
nur den hegemonistischen Bestrebungen einer Partei: ,,Angesichts eines solchen Szenariums
gibt es Aufrufe zum Boykott des Referendums und Aufrufe, mit ,Nein' abzustimmen. Wir
werden die Gründe der einen und der anderen hören und versuchen, zur Gewissensbildung
beizutragen. Doch ich denke, dass wir als Kirchen keine Vorschriften machen werden“,
so Kyrillos wörtlich. Zudem bestätigte der Patriarchalvikar der koptischen Katholiken,
dass ein für diesen Dienstag geplantes Treffen der katholischen Bischöfe mit dem koptisch-orthodoxen
Patriarchen Tawadros II. auf Donnerstag verschoben wurde. ,,Bei dieser Gelegenheit,
werden wir uns auf eine gemeinsame Position zum Referendum einigen“, so Kyrillos.
Ihm ist wichtig zu betonen, dass die christlichen Kirchenvertreter auch angesichts
der jüngsten Entwicklung der ägyptischen Krise eine gemeinsame Position vertreten
haben: ,,Die Vertreter der katholischen Kirche wurden zur Übergabe des Verfassungsentwurfs
eingeladen. Wir haben uns mit unseren koptisch-orthodoxen und protestantischen Mitbrüdern
beraten und beschlossen, nicht hinzugehen. Dasselbe gilt für die Einladung des Präsidenten
an die Kirchenvertreter, in den Dialog zwischen den sozialen Parteien und der Opposition
einzugreifen.“ Mit Blick auf das Referendum warte man ab, was Tawadros sagen wird.
Nach Ansicht von Bischof Kyrillos werden auch die führenden Kirchenvertreter
der koptisch-orthodoxen Kirche ähnlich handeln. Dies entspreche einer neuen Haltung
der Bischöfe und Gläubigen zur Politik. Patriarch Tawadros antwortete auf die Aufforderung
der Behörden, den nationalen Dialog zu unterstützen, dass die Kirche eine religiöse
Institution sei und der politische Dialog eine Angelegenheit politischer und sozialer
Gruppen: „Wir haben die Aufgabe, die Gläubigen an der Wahrheit auszurichten und müssen
uns dabei bewusst sein, dass Christen in der Politik Bürger wie andere sind - und
reif genug, ihre Entscheidungen frei zu treffen und dabei ihrem gut ausgebildeten
und wachsamen Gewissen zu folgen.“ (fides 11.12.2012 sta)