D/EU: Bischöfe würdigen Friedens- und Medizinnobelpreis
An diesem Montag werden
in Oslo und in Stockholm die Nobelpreise verliehen. Mit dabei ist dieses Mal auch
die EU: Sie wird mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet, weil sie sich über sechs
Jahrzehnte lang für „Frieden, Versöhnung und Menschenrechte in Europa“ eingesetzt
habe, so die Begründung des Nobelpreiskomitees. Diese Ansicht teilen jedoch nicht
alle: Die Vorsitzende des Menschenrechtsausschusses des EU-Parlaments, Barbara Lochbihler
(Grüne), warf den EU-Mitgliedsstaaten etwa vor, Waffen in Krisenregionen zu exportieren.
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International kritisierte die Asyl- und Flüchtlingspolitik
in der EU.
Warum Europa den Friedensnobelpreis bei aller Kritik dann doch
verdient hat, dazu äußerte sich Kardinal Reinhard Marx im Münchner Kirchenradio:
„Soweit
ich die Stimmen höre, verstehen das viele in die Richtung, dass die Europäische Union
auch in Zukunft ein Beitrag für eine bessere Welt sein soll - so wie es der große
Vater Europas, Jean Monnet, einmal gesagt hat. Man muss über die aktuellen Krisen
hinausdenken und auch noch einmal neu begreifen, was Europa in dieser Welt sein soll.“
In der aktuellen Euroschuldenkrise werde oft unterschätzt, „welch großes
Friedenswerk die Europäische Union ist“, so Kardinal Marx. Die EU sei nicht nur Streit
um Währungsunion und Schulden, sie habe auch ein großes Ziel und eine große Aufgabe.
Dabei spielten auch christliche Werte eine Rolle:
„Da ist das christliche
Erbe auch etwas Entscheidendes: Demokratie, Menschenrechte, die kulturelle, geistige,
geistliche Prägung Europas - das ist eine Sendung für die ganze Welt. Wir sollten
nicht imperialistisch die Welt belehren, aber wir sollten doch zeigen, welche Werte
uns wichtig sind. Und die wollen wir der ganzen Welt auch anbieten.“
Neben
dem Nobelpreis an die EU wird an diesem Montag auch der Medizin-Nobelpreis verliehen.
John Gurdon und Shinya Yamanaka bekommen ihn für die Rückentwicklung von Zellen erwachsener
Menschen in embryonale Stammzellen. Augsburgs Weihbischof, Anton Losinger, sagte
dazu im Münchner Kirchenradio:
„Der große Vorteil und die große Chance liegt
darin, dass damit auf die Verwendung embryonaler Stammzellen verzichtet werden kann.
Wir haben immer gesagt, hier handelt es sich um embryonale Menschen, die ein Lebensrecht
und eine Würde haben. Insofern ist das eine sehr positive Wendung.“
Der
Augsburger Weihbischof warnte aber auch vor der Möglichkeit des Klonens im Zusammenhang
mit der Entdeckung. Das Wissen um rückprogrammierbare Zellen könne weitreichende Folgen
haben. Aktuell sei das zwar noch Zukunftsmusik, doch wenn man die Fortschritte der
Forschung in diesem Bereich - zum Beispiel in Japan - bedenke, könne die Gefahr des
reproduktiven und medizinischen Klonens von Menschen in einigen Jahren durchaus Wirklichkeit
werden.