Eritrea: Regime will Priester mit Waffen ausstatten
Während die internationale
Staatengemeinschaft mit Sorge auf Ägypten blickt, befindet sich ein weiteres afrikanisches
Land in einer schlimmen Krise. Im westafrikanischen Eritrea leidet besonders die katholische
Kirche an den politischen Wirren in dem Land. Stimmen aus der Kirche, die aus Sicherheitsgründen
anonym bleiben müssen, haben gegenüber dem internationalen katholischen Hilfswerk
„Kirche in Not“ beklagt, die Kirche in Eritrea blute durch den erzwungenen Militärdienst
personell aus. Das bestätigt gegenüber Radio Vatikan John Newton von dem katholischen
Hilfswerk.
„Alle Einwohner Eritreas – auch Frauen – sind gezwungen, mindestens
eine Waffe zu besitzen. Die Regierung schafft aber damit eine Atmosphäre der permanenten
Kriegsbedrohung, um die Menschen gefügig zu halten. Auch Seminaristen sowohl von katholischen
als auch von orthodoxen Einrichtungen mussten vor Kurzem gezwungenermaßen den Militärdienst
absolvieren.“
Kritik wird in kirchlichen Kreisen daran geäußert, dass die
kommunistische Regierung sogar Priester mit Waffen ausstatten will, so Newton. Der
Kirche sei zudem die karitative Tätigkeit verboten.
„Die Regierung will,
dass sich Seelsorger zwar auf die Kirche und die Sakristei beschränken, aber gleichzeitig
auch in ihrem Dienst stehen. Das hat nun dazu geführt, dass in vielen Pfarreien niemand
mehr für die Gläubigen da ist. Es fehlen Katecheten oder Messdiener. Alle haben Angst.
Und mit dem Militärzwang für Seminaristen wird auch die Ausbildung der künftigen Priester
prekär.“
Die Zeit des Militärdienstes sei nicht zeitlich begrenzt, so dass
er oft viele Jahre dauere. Die Kriegsgefahr werde seitens der Regierung übertrieben,
was als Vorwand dazu diene, Militärdienstleistende nicht gehen zu lassen. Manche von
ihnen seien bereits seit 16 Jahren in der Armee.
„Generell führt der Militärdienst
dazu, dass es in dem Land einen Mangel an qualifizierten Arbeitskräften gibt. Davon
ist natürlich auch die katholische Kirche sehr betroffen. Dazu kommt, dass viele Eritreer
das Land verlassen. Somit geht dem Land wertvolles Potential verloren. Auch Jugendliche,
die in Eritrea bleiben, sind im Geiste schon im Ausland. Es gilt hier ein weit verbreiteter
Grundsatz: Wer bleibt, ist dumm. Bereits eine Million Eritreer leben im Ausland. Zurzeit
leben in dem nordostafrikanischen Land 5,2 Millionen Menschen.“
47,3 Prozent
der eritreischen Bevölkerung sind Christen. Die meisten davon sind orthodox. Katholiken
bilden lediglich eine kleine Minderheit von vier Prozent. Muslime machen knapp die
Hälfte der Bevölkerung aus. Das Land, das 1993 nach einem dreißigjährigen Krieg wieder
unabhängig von Äthiopien wurde, wird kommunistisch regiert. Nach Angaben von „Kirche
in Not“ ist die Kirche jedoch trotz großer Schwierigkeiten in seelsorglicher und karitativer
Hinsicht sehr aktiv.