Kardinal Joachim Meisner kritisiert die Christenverfolgung in islamischen Ländern
und die Religionspolitik des türkischen Ministerpräsidenten Erdogan. „Religionsfreiheit
gilt für alle oder sie gilt nicht“, betonte der Kölner Erzbischof in einem Interview
mit dem „Sonntag-Express“. Die Situation in vielen islamischen Ländern sei „erschütternd“.
Viele Gläubige dort seien „inzwischen schon zufrieden, wenn sie leben dürfen - auch
als Bürger zweiter Klasse“. Als Beispiel nannte Meisner die Paulus-Kirche im türkischen
Tarsus, für die er sich schon länger einsetze. Immer wieder hätten ihn der türkische
Ministerpräsident Erdogan und andere Offizielle vertröstet, berichtete Meisner: „Nichts
ist passiert. Ich glaube denen gar nichts mehr. Für uns Christen ist jetzt mehr Selbstbewusstsein
und Zeugniskraft ein Gebot der Stunde.“ Religionsfreiheit sei ein Menschenrecht. „Wenn
diese nicht geachtet wird, und zwar überall, dann werden alle anderen Menschenrechte
auch nicht geachtet. Ich fürchte, dass es manchmal auch bei uns so kommen könnte.“
Ähnlich äußerte sich der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick. Er fordert Politiker
auf, mehr gegen die weltweite Christenverfolgung zu unternehmen. Der sogenannte „Arabische
Frühling“ sei für die Christen vielerorts zu einem Winter neuer Verfolgungen geworden,
sagte der Vorsitzende der Weltkirchekommission der Deutschen Bischofskonferenz zum
Tag der Menschenrechte am 10. Dezember. Regierungen sollten Entwicklungshilfe und
Wirtschaftsbeziehungen stärker als bisher von der Einhaltung der Menschenrechte abhängig
machen. Während die Bundesregierung sich in vielen Bereichen vorbildlich für die verfolgten
Christen weltweit einsetze, kümmere sich die EU zu wenig um dieses Thema.