Naher Osten: Für Gleichstellung von Christen und Muslimen
Christen im Nahen
Osten sollen allen anderen Mitbürgern gleichgestellt sein. Das haben die katholischen
Patriarchen und Bischöfe des Nahen Ostens bei einer gemeinsamen Versammlung im Libanon
gefordert. Das dreitägige Treffen in Harissa ging am Mittwoch mit der Billigung zweier
Dokumente zu Ende, in denen die Teilnehmer angesichts der gegenwärtigen sozialen und
humanitären Dringlichkeiten in den arabischen Ländern ihre pastorale Fürsorge zum
Ausdruck bringen.
Wie die Nachrichtenagentur Fides berichtet, enthält das zweite
Dokument, das die Teilnehmer der Versammlung in Harissa unterzeichneten, einen Appell
an die internationale Staatengemeinschaft und an alle Menschen guten Willens. Unter
anderem gehe es in dem Schreiben auch um die Situation der Christen in den Ländern
des Nahen Ostens.
Der maronitische Erzbischof von Beirut, Paul Matar, beschreibt
im Gespräch mit Radio Vatikan, wie schwierig die Situation für die katholische Kirche
in diesen Ländern oft ist:
„Wir müssen uns überall für die Religionsfreiheit
einsetzen: bei der Regierung, in der Gesellschaft, an den Universitäten. Nur so können
wir die Menschen dazu bringen, über Religionsfreiheit nachzudenken und über die Gleichberechtigung
der Bürger. Das ist keine Frage einer persönlichen Entscheidung. Nein, es geht darum,
die Mentalität im Nahen Osten zu ändern. Und das versuchen wir in einer Krisenzeit,
mit Kriegen und dem arabischen Frühling. Wir stehen vor vielen Problemen, aber wir
vertrauen auf Gott: Wir werden unseren Weg schon finden, die Gesellschaft zu verändern
– mit der Zeit.”
In ihrem Appell fordern die katholischen Patriarchen und
Bischöfe des Nahen Ostens auch ausdrücklich Muslime auf, dazu beizutragen, dass die
Rechte ihrer christlichen Mitbürger geschützt und gleiche Bürgerrechte anerkannt werden.
Außerdem betonen die Kirchenvertreter die Dringlichkeit einer „gerechten und Friedlichen
Lösung der Palästinafrage“, die sie als Ursache aller Konflikte im Nahen Osten bezeichnen.
Sie fordern ein Ende der Konflikte und der Gewalt, die das Leben der Völker in der
Region erschüttern. Dazu sei die Suche nach Wegen der Aussöhnung und des Friedens
notwendig, die allen Freiheit und Würde garantieren. Die Bischöfe nehmen dabei auch
ausdrücklich Bezug auf die tragische Situation in Syrien, berichtet der Fidesdienst.
In
dem anderen von den Teilnehmern unterzeichneten Dokument geht es darum, wie sich das
nachsynodale apostolische Schreiben „Ecclesia in Medio Oriente“ am besten umsetzen
lässt. Papst Benedikt XVI hatte den Bischöfen das Schreiben bei seinem Libanonbesuch
im September überreicht. Es beschließt die 2010 in der Region abgehaltene Kirchen-Synode.
Der maronitische Patriarch Bechara Boutros Rai aus dem Libanon, der im November vom
Papst zum Kardinal erhoben wurde, sagte dazu gegenüber Radio Vatikan:
„Das
apostolische Schreiben wird in jedem Bereich der Kirche und der Versammlung der katholischen
Patriarchen und Bischöfe in die Praxis umgesetzt werden – im Libanon und den anderen
Gemeinden in den Städten des nahen Ostens.”
Auch die Ergebnisse der Bischofssynode
zur Neuevangelisierung vom Oktober sollten dabei einbezogen werden, so Rai weiter.
Doch wie lässt sich die Neuevangelisierung im Nahen Osten umsetzen – wo es nicht überall
Religionsfreiheit gibt? Rai dazu:
„Den Muslimen wird Religionsfreiheit verwehrt,
hingegen werden Übertritte von Christen zum Islam gestärkt und unterstützt. Wir setzen
uns weiterhin bei jeder Gelegenheit dafür ein, dass es Religionsfreiheit gibt – und
die Trennung von Staat und Kirche.”
Das berichtet der maronitische Patriarch
Bechara Boutros Rai vom Treffen der katholischen Patriarchen und Bischöfe im Libanon.
Die Teilnehmer der Versammlung in Harissa brachten auch ihr Beileid zum Tod des griechisch-orthodoxen
Patriarchen, seiner Seligkeit Ignatius IV. Hazim, zum Ausdruck, der im Alter von 91
Jahren im ,,Saint Georges“-Krankenhaus in Beirut gestorben war. Bechara Boutros Rai
würdigte im Namen aller in Harissa versammelten katholischen Patriarchen und Bischöfe
die ,,Weisheit und Hingabe“, mit der der verstorbene Patriarch 33 Jahre lang seine
Kirche geleitet hatte.