2012-12-06 09:33:52

Warum Armut?


Why Poverty? " - Armut warum? Das ist die Frage, die Journalisten vom Radio, Fernsehen und Internet in der vergangenen Woche in ganz Europa gestellt haben. Es handelt sich um eine Informationskampagne über alte und neue Armut und davon was man machen kann, um das Leben derer, die leiden, zu verbessern - sowohl in wohlhabenden Ländern, als auch in Entwicklungsländern. In diesem Leitartikel stellt Philippa Hitchen, Journalistin bei der englischsprachigen Sektion, den spezifischen Beitrag der Kirche dar.
„Es geht um gerechte Beziehungen" - so sagte ein weiser Franziskanermönch vor vielen Jahren. „Es geht um das Verständnis unseres Platzes im Ökosystem des Lebens, darum unsere Abhängigkeit zu verstehen, nicht nur die von Gott, sondern voneinander und von der gesamten Schöpfung.“

In den letzten zwanzig Jahren ist unsere Vorstellung von Armut, ausgehend vom Konzept der Weltbank der neunziger Jahre, abgewichen, das sich auf diejenigen beschränkte, die mit „weniger als einem Dollar pro Tag" leben. Heute, wie uns die „Millennium Development Goals" erinnern, geht es nicht mehr darum wie viel eine Person verdient. Heute spricht man über den Zugang zu Bildung, Gesundheitsversorgung und zu sauberem Wasser; es gilt die Umwelt zu schützen, die Ignoranz zu bekämpfen, die Gleichberechtigung von Männern und Frauen zu fördern und die Beteiligung an politischer Mitbestimmung zu erhöhen. 2015 sollte ein wichtiges Ziel markieren: die Halbierung der Zahl der in Armut lebenden Menschen auf der ganzen Welt. Es ist aber ein Ziel, das auch dafür sorgen müsste einen besseren Zugang zu neuen Kommunikationstechnologien und dem Internet zu garantieren. Oft ist es gerade der Mangel daran, was ganze Länder in einen Zustand der Unterentwicklung und Demütigung bringt.

Es dauerte Jahrzehnte bis die Finanzinstitute und andere den Fehler des Modells „top-down“ oder „gleiche Größe für alle" verstanden, wenn es um die internationale Entwicklung geht. Seit einiger Zeit jedoch fördert die katholische Kirche eine Soziallehre, die auf Stärkung, Interkonnektivität und auf einer ganzheitlichen und gemeinsamen menschlichen Würde basiert. Es ist gerade das, was viele religiöse Männer und Frauen auf der ganzen Welt tun, wenn sie Schulen und Krankenhäuser, Initiativen und Programme verwalten, die vielen Menschen helfen, sich selbst zu helfen - anstatt von westlicher Nächstenliebe abhängig zu sein.

Schon im letzten Jahrhundert haben die Päpste und andere Vertreter der Kirche die Prinzipien der sozialen Gerechtigkeit im Rahmen ihres historischen Kontextes entwickelt: 1889 in England, schlug sich Kardinal Henry Manning selbst als Vermittler während eines berühmten Hafenarbeiterstreiks vor; die Enzyklika Rerum Novarum wurde von Papst Leo XIII. nur zwei Jahre später veröffentlicht. Neuere Zeiten haben die Veröffentlichung eines Dokuments vom Päpstlichen Rat für Gerechtigkeit und Frieden zur internationalen Verschuldung gesehen, welches eine Kampagne zur Tilgung der Schulden namens "Drop the Debt" vorwegnahm. Ganz zu schweigen von der Enzyklika Caritas in Veritate von Benedikt XVI., die eine Herausforderung darstellt, damit Regierungen, Banken und Konzerne, die Ursachen der Armut in der Welt heute in Angriff nehmen.

Also, warum ist diese reichhaltige und abwechslungsreiche Unterweisung zur menschlichen Würde und globalen Solidarität nicht mehr bekannt und verbreitet? Wie ist es möglich, dass die Soziallehre der Kirche als „verstecktes Geheimnis" bezeichnet wird oder sogar übersehen wird? Auch der irische Popstar Bono hat vor kurzem bei einem Besuch im Vatikan Kardinal Turkson ermutigen wollen, die Präsenz der Kirche in der Kampagne gegen die Armut zu erhöhen. Vielleicht gibt es eine Tendenz in der Kirche im Hintergrund zu bleiben, sich in Stille der Arbeit zu widmen und den Politikern und Popstars die Rhetorik zu überlassen? Oder vielleicht sind wir zu misstrauisch anderen gegenüber, die nicht immer „unsere Art zu handeln“ teilen? In der Tat gibt es diejenigen, die nicht die Gerechtigkeit und den Frieden als einen integralen Bestandteil des katholischen Glaubens berücksichtigen. In vielen Seminaren und Schulungszentren sind die Kurse, die die Soziallehre der Kirche vertiefen, noch „freiwillig". Es gibt eine weitere streng persönliche Schwierigkeit: die Entscheidung, die Botschaft des Evangeliums ernst zu nehmen, bedeutet unser Leben radikal zu verändern, unsere Beziehungen mit anderen - und nicht nur mit denen, die uns am nächsten sind, wie Freunde und Verwandte, sondern auch mit denen, die auf der anderen Seite der Welt leben. Es bedeutet Bestmögliches zu tun, um unsere Zeit, unsere Energie und unser Geld einzusetzen. Es bedeutet die Art, in der wir uns der Wirtschaft, Politik und Finanzwelt gegenüberstellen, zu verändern. Sind wir wirklich in der Lage in dieser Adventszeit dem Beispiel des heiligen Franziskus zu folgen und unseren Egoismus und unsere Heuchelei zur Seite zu legen? Schaffen wir es, nicht nur in ökonomischer Hinsicht oder im Sinne der Nächstenliebe zu geben, sondern uns selbst darzureichen, indem wir uns in den Dienst der anderen stellen - so wie Gott es für uns getan hat?
Nun, das ist ein Geschenk, das den Unterschied im Rahmen dieser Weihnachtszeit machen würde.

(rv 06.12.2012 dv)







All the contents on this site are copyrighted ©.