Österreich: Integration von Muslimen dank Rechtssicherheit
Die Integration von
Muslimen in die europäische Gesellschaft funktioniert vor allem dank Rechtssicherheit
und dem daraus entstehenden Dialog auf Augenhöhe. Dies verhindere auch die Bildung
fundamentalistischer Splittergruppen, denen in einem dialogbereiten Umfeld die Daseinsberechtigung
entzogen würde. Diese Auffassung vertritt Amani Abuzahra, Integrationsbeauftragte
der muslimischen Gemeinschaft in Österreich. Sie äußerte sich vor dem Radio Vatikan-Mikrofon
anlässlich einer Konferenz zum 100. Jahrestag des österreichischen Islamgesetzes,
die vom Österreichischen Kulturinstitut in Zusammenarbeit mit der österreichischen
Botschaft am Heiligen Stuhl in Rom organisiert worden ist.
„In Österreich
gibt es seit 100 Jahren ein Islamgesetz. Seit 1912 also ist der Islam rechtlich anerkannt
und damit ergeben sich gute Bedingungen für Muslime und Musliminnen in Österreich.
Beispielsweise, dass es gesetzlich erlaubt ist, Islam an öffentlichen Schulen zu unterrichten,
oder die Religionslehrerausbildung, die in Österreich selbst stattfindet; außerdem
ist es erlaubt, mit Kopftuch ganz normal in die Schule zu gehen, zu studieren oder
eine Arbeit zu suchen, ohne dass einem auf gesetzlicher Ebene Steine in den Weg gelegt
werden. Das schafft eine gute Basis dafür, sich in Österreich heimisch zu fühlen.“
Trotz
der guten rechtlichen Rahmenbedingungen gebe es aber noch genug Herausforderungen
auf gesellschaftlicher Ebene zu bewältigen:
„Es heißt ja noch lange nicht,
nur weil es gesetzlich akzeptiert ist, als Muslimin mit Kopftuch als Ärztin oder als
Lehrerin tätig zu sein, ist es gesellschaftlich noch nicht komplett akzeptiert. Das
heißt, es gibt immer diese Fremdverortung, diesen Fremdverweis, dass Islam ja eigentlich
nicht österreichisch sei, sondern seine Wurzeln im Ausland habe. Und da gilt es noch
mal anzusetzen, mehr Verständnis für beide Seiten aufzubringen, dass es sehr wohl
möglich ist, Österreicher und Muslim zu sein, dass das also kein Widerspruch ist im
Sinne von ,sowohl-als-auch-Identitäten´. Zum anderen gilt es das auch zu stärken,
um Diskriminierung einzudämmen und Solidarität fördert und damit für eine vielfältige
Gesellschaft einsteht.“
Diese gegenseitige Toleranz und gesetzliche Anerkennung
sei auch der richtige Ansatz, den Fundamentalismus einzelner Splittergruppen zu verhindern.
Dies werde auch daran deutlich, dass Österreich dieses Problem kaum kenne.
„Wenn
ich diese Grundbasis der gegenseitigen Anerkennung habe, fühle ich mich heimisch und
weiß, hier ist mein Platz. Ich muss mich nicht von der Gesellschaft abschotten, weil
es nicht akzeptiert ist, wie ich glaube, bete, oder meine religiöse Identität auslebe.
Das schafft schon einmal andere Grundvoraussetzungen dafür, dass man einen Dialog
auf Augenhöhe eingehen kann. Denn fundamentalistische Tendenzen tun sich vor allem
da auf, wo Menschen an den Rand gedrängt werden, das Gefühl haben, keinen Platz in
der Gesellschaft zu haben oder dass ihnen nicht zugehört wird oder nicht akzeptiert
zu sein.“
Diese Anerkennung müsse aber auf gesellschaftlicher Ebene vertieft
werden. Das heißt, der automatische Reflex vieler Gesprächspartner, einen Muslim nicht
als Österreicher mit österreichischer Identität zu sehen, sondern ihn auf das Herkunftsland
oft der Eltern oder Großeltern zu fixieren, könne negative Auswirkungen haben:
„Wenn
man sich dann als Muslim nicht mehr in seiner österreichischen Identität angesprochen
fühlt, beginnt man sich auch ein Stück weit auf andere Wurzeln zurückzuziehen. Das
hat dann natürlich auch die Tendenz, dass man Richtungen folgt die anti-demokratisch
sind. Aber wie gesagt, diese Probleme haben wir in Österreich nicht wie teilweise
in anderen europäischen Ländern, weil hier vom Gesetz her schon viel verhindert wird.“