2012-12-05 16:15:16

Österreich: Integration von Muslimen dank Rechtssicherheit


RealAudioMP3 Die Integration von Muslimen in die europäische Gesellschaft funktioniert vor allem dank Rechtssicherheit und dem daraus entstehenden Dialog auf Augenhöhe. Dies verhindere auch die Bildung fundamentalistischer Splittergruppen, denen in einem dialogbereiten Umfeld die Daseinsberechtigung entzogen würde. Diese Auffassung vertritt Amani Abuzahra, Integrationsbeauftragte der muslimischen Gemeinschaft in Österreich. Sie äußerte sich vor dem Radio Vatikan-Mikrofon anlässlich einer Konferenz zum 100. Jahrestag des österreichischen Islamgesetzes, die vom Österreichischen Kulturinstitut in Zusammenarbeit mit der österreichischen Botschaft am Heiligen Stuhl in Rom organisiert worden ist.

„In Österreich gibt es seit 100 Jahren ein Islamgesetz. Seit 1912 also ist der Islam rechtlich anerkannt und damit ergeben sich gute Bedingungen für Muslime und Musliminnen in Österreich. Beispielsweise, dass es gesetzlich erlaubt ist, Islam an öffentlichen Schulen zu unterrichten, oder die Religionslehrerausbildung, die in Österreich selbst stattfindet; außerdem ist es erlaubt, mit Kopftuch ganz normal in die Schule zu gehen, zu studieren oder eine Arbeit zu suchen, ohne dass einem auf gesetzlicher Ebene Steine in den Weg gelegt werden. Das schafft eine gute Basis dafür, sich in Österreich heimisch zu fühlen.“

Trotz der guten rechtlichen Rahmenbedingungen gebe es aber noch genug Herausforderungen auf gesellschaftlicher Ebene zu bewältigen:

„Es heißt ja noch lange nicht, nur weil es gesetzlich akzeptiert ist, als Muslimin mit Kopftuch als Ärztin oder als Lehrerin tätig zu sein, ist es gesellschaftlich noch nicht komplett akzeptiert. Das heißt, es gibt immer diese Fremdverortung, diesen Fremdverweis, dass Islam ja eigentlich nicht österreichisch sei, sondern seine Wurzeln im Ausland habe. Und da gilt es noch mal anzusetzen, mehr Verständnis für beide Seiten aufzubringen, dass es sehr wohl möglich ist, Österreicher und Muslim zu sein, dass das also kein Widerspruch ist im Sinne von ,sowohl-als-auch-Identitäten´. Zum anderen gilt es das auch zu stärken, um Diskriminierung einzudämmen und Solidarität fördert und damit für eine vielfältige Gesellschaft einsteht.“

Diese gegenseitige Toleranz und gesetzliche Anerkennung sei auch der richtige Ansatz, den Fundamentalismus einzelner Splittergruppen zu verhindern. Dies werde auch daran deutlich, dass Österreich dieses Problem kaum kenne.

„Wenn ich diese Grundbasis der gegenseitigen Anerkennung habe, fühle ich mich heimisch und weiß, hier ist mein Platz. Ich muss mich nicht von der Gesellschaft abschotten, weil es nicht akzeptiert ist, wie ich glaube, bete, oder meine religiöse Identität auslebe. Das schafft schon einmal andere Grundvoraussetzungen dafür, dass man einen Dialog auf Augenhöhe eingehen kann. Denn fundamentalistische Tendenzen tun sich vor allem da auf, wo Menschen an den Rand gedrängt werden, das Gefühl haben, keinen Platz in der Gesellschaft zu haben oder dass ihnen nicht zugehört wird oder nicht akzeptiert zu sein.“

Diese Anerkennung müsse aber auf gesellschaftlicher Ebene vertieft werden. Das heißt, der automatische Reflex vieler Gesprächspartner, einen Muslim nicht als Österreicher mit österreichischer Identität zu sehen, sondern ihn auf das Herkunftsland oft der Eltern oder Großeltern zu fixieren, könne negative Auswirkungen haben:

„Wenn man sich dann als Muslim nicht mehr in seiner österreichischen Identität angesprochen fühlt, beginnt man sich auch ein Stück weit auf andere Wurzeln zurückzuziehen. Das hat dann natürlich auch die Tendenz, dass man Richtungen folgt die anti-demokratisch sind. Aber wie gesagt, diese Probleme haben wir in Österreich nicht wie teilweise in anderen europäischen Ländern, weil hier vom Gesetz her schon viel verhindert wird.“

(04.12.12 cs)







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