2012-12-05 15:07:43

Frankreich: Das Säbelrasseln der Ministerin


RealAudioMP3 Ein Interview der französischen Wohnungsbauministerin hat zu einer scharfen Polemik zwischen der sozialistischen Regierung und den katholischen Bischöfen geführt. Die Ministerin bitte „alle Gutwilligen“ doch sehr, angesichts des kalten Winters leerstehende Räume für Obdachlose zu öffnen, hatte die Ministerin gesagt. Und dann nachgelegt: „Aber ich kann das Gesetz auch zwangsweise durchsetzen, zum Beispiel besitzt doch der Erzbischof von Paris einige Gebäude, die praktisch leer stehen.“ Eine kaum verhüllte Drohung mit Zwangsmaßnahmen, auf die der Sprecher der französischen Bischöfe, Bernard Podvin, so reagiert:

„Zunächst einmal rufe ich dazu auf, jede Polemik zu vermeiden, denn hier geht es um Hilfe für die Armen. Die Kirche ist da schon sehr lange aktiv, und sie hat nicht auf diesen Montagmorgen gewartet und auf dieses Säbelrasseln, um zu handeln! Alle Katholiken, die sich schon seit langem an der Seite der Armen engagieren, können Ihnen das bestätigen. Seit Montag erleben wir übrigens ein starkes und sehr positives Medieninteresse für all das, was die Kirche im sozialen Bereich tut, und auch Menschen, die der Kirche eher fernstehen, sagen uns jetzt, wie sehr sie unsere Arbeit für die Armen doch schätzen.“

Mit „Säbelrasseln“ meint Podvin das, was die Ministerin Cécile Duflot – eine 37-jährige Grünen-Politikerin – in der Tageszeitung „Le Parisien“ noch so alles gesagt hat. Textprobe: „Ich würde ohne Wimpernzucken handeln, wie das de Gaulle auch gemacht hätte. Ich hoffe doch sehr, dass es nicht zum Äußersten kommt, doch ich könnte es nicht begreifen, wenn die Kirche sich unserem Ziel der Solidarität versperren sollte.“ Der Bischofssprecher dazu:

„Es sind alle Bistümer in ganz Frankreich, die da wirklich eine gemeinsame Anstrengung machen! Ordensleute, Freiwillige – das sind beeindruckende Zahlen. Wir sollten jetzt wirklich jede Polemik fallenlassen, um vor Weihnachten den Kampf gegen diese Armut aufzunehmen. Wir brauchen jetzt die Kraft eines Abbé Pierre, der uns aufzurütteln wusste. Er sagte immer: Es ist sehr gut, was ihr schon macht, aber geht noch darüber hinaus! In diesem Sinne wollen wir handeln.“

Das Erzbistum Paris ist nach dem Staat und der Stadtverwaltung der größte Immobilienbesitzer in der französischen Hauptstadt. Seit 2008 führt es jedes Jahr die Kampagne „Hiver solidaire“ durch, zu deutsch „Solidarischer Winter“. Dabei werden Obdachlose und Bedürftige in 25 Pfarrgemeinden untergebracht, um nicht der Kälte draußen ausgesetzt zu sein. „Viele Katholiken fragen sich in Frankreich, warum Frau Duflot nicht die vielen leerstehenden Gebäude in staatlichem Besitz erwähnt“, räsoniert eine katholische Internetseite. „Viele glauben, das könnte etwas mit dem Streit über gleichgeschlechtliche Ehe zu tun haben. Mit der geheimen Hoffnung, die Kirche auf diesem Gebiet einzuschüchtern.“

(rv 05.12.2012 sk)







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