2012-12-03 15:04:29

Erzbischof Tomasi: „In Ägypten wird die Jugend um ihre Hoffnung betrogen“


RealAudioMP3 Das Verfassungsgericht in Ägypten hat seine Arbeit auf unbestimmte Zeit ausgesetzt, nachdem mehrere hundert Islamisten am Sonntag vor dem Gebäude des Verfassungsgerichtes demonstriert hatten. Die Proteste seien ein „psychologischer Mordanschlag“, hieß es am Sonntag in einer Erklärung des Gerichts. Dieses hätte am gleichen Tag über die Auflösung der Verfassunggebenden Versammlung entscheiden sollen. Aus verfahrenstechnischen Gründen, so hieß es noch am Sonntagmorgen, hätte sich das Gericht zu einer Verschiebung entschlossen. Nun wurde bekannt gegeben, dass das Gericht seine Arbeit auf unbestimmte Zeit aussetzt.

Die Hoffnungen, die die Menschen anfangs noch in den „arabischen Frühling“ setzten, scheint nun zu verpuffen – sich zum Teil sogar ins Gegenteil zu verkehren. Der Ständige Beobachter bei der UNO in Genf, Erzbischof Silvano Tomasi, sagte dazu am Wochenende gegenüber Radio Vatikan:

„Die große Hoffnung, die der so genannte „arabische Frühling“ geweckt hat, erscheint in diesem Moment sehr zweifelhaft. Einige Seiten versuchen, die Gesellschaft in den Ländern Nord-Afrikas und des Nahen Ostens bei der Entwicklung in Richtung „mehr Offenheit und Toleranz“ zu unterstützen. Dabei soll die historische Identität dieser Länder erhalten bleiben und diese Entwicklung soll keinem „übergestülpt“ werden – egal ob Laien oder Geistliche, für jeden soll es dabei auch Räume der Freiheit geben.
Leider sieht die aktuelle Entwicklung eher so aus, als wolle man sich dem verschließen. Um es einmal drastisch auszudrücken: Das ist quasi ein „Betrug“. Die jungen Leute werden um ihre Hoffnungen betrogen, die sie bei den vielen Demonstrationen des arabischen Frühlings ausdrückten. Wenn in Ägypten die Scharia als Gesetz eingeführt wird, dann geschieht das entgegen der Hoffnung der koptischen Christen, die zehn Prozent der Bevölkerung ausmachen. Betrogen würde so auch die Hoffnung all der Menschen muslimischen Glaubens, die sich eine offenere und tolerantere Gesellschaft wünschen.“

(rv/reuters 3.12.2012 sta)







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