P. Johannes Leppich
stammte aus Oberschlesien. Am 16. April 1915 wurde er in Ratibor geboren. Mit 20 Jahren
trat er am 29. April 1935 in Mittelsteine/Schlesien ins Noviziat des Jesuitenorden
ein. Er starb am 7.Dezember 1992.
Leppich war kein Prediger. Er war Straßenredner.
Das Dach seines Autos - ein VW-Kombi - war seine Kanzel. Sein Ziel war, die religiös
entwurzelten Massen unserer Zeit wieder mit der Botschaft Christi in Kontakt zu bringen.
Dazu halfen ihm seine außergewöhnliche Begabung und ein unvergleichliches Gespür für
die unmittelbar anstehenden Fragen der Gegenwart.
Bekannt wurde Leppich durch
seine Volks- und Straßenpredigten in zahlreichen Städten. Umstritten war Leppich,
weil er nicht nur in seinen Predigten unnachgiebig für christliche Werte warb, sondern
sich auch politisch klar positionierte: Während er gegen Kommunismus und Sozialismus
wetterte, verteidigte er etwa die rechte und kirchennahe Diktatur von General Francisco
Franco in Spanien. Wegen seiner beißenden Gesellschaftskritik hatte er in der Adenauerzeit
den Spitznamen „Das Maschinengewehr Gottes.“
Auch durch Reisen nach Pakistan,
Indien, Thailand und Nordamerika lernte er die Armut in der Welt kennen und organisierte
Sach- und Geldspenden. Auf seine Anregung gehen die heute in Hotels üblicherweise
ausliegenden Bibeln zurück.
In allen Städten, in denen P. Leppich viele Tausende
Menschen anzog, bildete er kleine Gruppen von Aktivisten. Diese ‚Pater-Leppich-Kreise'
wurden zu einer großen Laienbewegung, die sich in den sechziger Jahren ‚Aktion 365'
nannte. Bis 1968 gab es etwa 2.000 Teams in 33 Ländern.
P. Leppich übernahm
auch die Betreuung des international bekanntgewordenen Lagers Friedland mit seinen
Elendströmen von Ostvertriebenen, Spätaussiedlern und Rückkehrern aus russischer Gefangenschaft.
Die
Aktion 365 meinte die Zahl der Jahrestage und will sagen: Jeder Tag ein Tag mit der
Heiligen Schrift. Leppich erreichte Massen, die mit den üblichen pastoralen Mitteln
nicht zu gewinnen waren. Etwa 70 Prozent seiner Hörer praktizierten nicht mehr. Viele
hat er zur bewussten persönlichen Entscheidung für Christus motiviert. Nach seinen
Abendreden auf den großen Plätzen der Städte bot er gewöhnlich Gelegenheit zur Beichte
an. Meist waren mehrere Priester dabei bis gegen Mitternacht engagiert.
Millionen
haben ihn erlebt. Seine hagere Gestalt im schwarzen Ordensgewand gab das Bild eines
modernen Propheten ab. In seiner scharfen Sprache, bei der er mit drastischen Formulierungen
nicht sparte, geißelte er die Missstände unserer neu entstandenen Wohlfahrtsgesellschaft.
Der suggestiven Kraft seiner Rede konnte sich kaum jemand entziehen. Manchmal verallgemeinerte
er, indem er von den Ärzten, von den Priestern, von den Politikern sprach. Das wurde
ihm propagandistisch ausgelegt und hat ihm geschadet. Es kam sogar zu Redeverboten
durch kirchliche Behörden.
Es war ein harter Schlag für P. Leppich, dass es
im Jahr 1971 zu einer Spaltung der Aktion 365 kam. Er konnte sich nur schwer damit
abfinden.
In jahrelangem Einsatz waren die gesundheitlichen Kräfte Pater Leppichs
mehr und mehr verbraucht. Als er 1989 in das Altersheim der Jesuiten in Münster übersiedelte,
blieb dennoch sein Wille zu neuen pastoralen Zielen ungebrochen. Ein hartnäckiges
Darmleiden behinderte seine Kraftentfaltung. Wenige Tage nach einer Bauchoperation
in der Rafaelsklinik zu Münster starb er auf der Intensivstation. Zum Begräbnis auf
dem Ordensfriedhof im Park von Haus Sentmaring waren so viele Besucher gekommen wie
nur ganz selten. Sie alle wollten ihn dankbar begleiten auf seinem letzten irdischen
Weg.