2012-12-02 07:49:14

Pater Johannes Leppich SJ – zum 20. Todestag


RealAudioMP3 P. Johannes Leppich stammte aus Oberschlesien. Am 16. April 1915 wurde er in Ratibor geboren. Mit 20 Jahren trat er am 29. April 1935 in Mittelsteine/Schlesien ins Noviziat des Jesuitenorden ein. Er starb am 7.Dezember 1992.

Leppich war kein Prediger. Er war Straßenredner. Das Dach seines Autos - ein VW-Kombi - war seine Kanzel. Sein Ziel war, die religiös entwurzelten Massen unserer Zeit wieder mit der Botschaft Christi in Kontakt zu bringen. Dazu halfen ihm seine außergewöhnliche Begabung und ein unvergleichliches Gespür für die unmittelbar anstehenden Fragen der Gegenwart.

Bekannt wurde Leppich durch seine Volks- und Straßenpredigten in zahlreichen Städten. Umstritten war Leppich, weil er nicht nur in seinen Predigten unnachgiebig für christliche Werte warb, sondern sich auch politisch klar positionierte: Während er gegen Kommunismus und Sozialismus wetterte, verteidigte er etwa die rechte und kirchennahe Diktatur von General Francisco Franco in Spanien. Wegen seiner beißenden Gesellschaftskritik hatte er in der Adenauerzeit den Spitznamen „Das Maschinengewehr Gottes.“

Auch durch Reisen nach Pakistan, Indien, Thailand und Nordamerika lernte er die Armut in der Welt kennen und organisierte Sach- und Geldspenden. Auf seine Anregung gehen die heute in Hotels üblicherweise ausliegenden Bibeln zurück.

In allen Städten, in denen P. Leppich viele Tausende Menschen anzog, bildete er kleine Gruppen von Aktivisten. Diese ‚Pater-Leppich-Kreise' wurden zu einer großen Laienbewegung, die sich in den sechziger Jahren ‚Aktion 365' nannte. Bis 1968 gab es etwa 2.000 Teams in 33 Ländern.

P. Leppich übernahm auch die Betreuung des international bekanntgewordenen Lagers Friedland mit seinen Elendströmen von Ostvertriebenen, Spätaussiedlern und Rückkehrern aus russischer Gefangenschaft.

Die Aktion 365 meinte die Zahl der Jahrestage und will sagen: Jeder Tag ein Tag mit der Heiligen Schrift. Leppich erreichte Massen, die mit den üblichen pastoralen Mitteln nicht zu gewinnen waren. Etwa 70 Prozent seiner Hörer praktizierten nicht mehr. Viele hat er zur bewussten persönlichen Entscheidung für Christus motiviert. Nach seinen Abendreden auf den großen Plätzen der Städte bot er gewöhnlich Gelegenheit zur Beichte an. Meist waren mehrere Priester dabei bis gegen Mitternacht engagiert.

Millionen haben ihn erlebt. Seine hagere Gestalt im schwarzen Ordensgewand gab das Bild eines modernen Propheten ab. In seiner scharfen Sprache, bei der er mit drastischen Formulierungen nicht sparte, geißelte er die Missstände unserer neu entstandenen Wohlfahrtsgesellschaft. Der suggestiven Kraft seiner Rede konnte sich kaum jemand entziehen. Manchmal verallgemeinerte er, indem er von den Ärzten, von den Priestern, von den Politikern sprach. Das wurde ihm propagandistisch ausgelegt und hat ihm geschadet. Es kam sogar zu Redeverboten durch kirchliche Behörden.

Es war ein harter Schlag für P. Leppich, dass es im Jahr 1971 zu einer Spaltung der Aktion 365 kam. Er konnte sich nur schwer damit abfinden.

In jahrelangem Einsatz waren die gesundheitlichen Kräfte Pater Leppichs mehr und mehr verbraucht. Als er 1989 in das Altersheim der Jesuiten in Münster übersiedelte, blieb dennoch sein Wille zu neuen pastoralen Zielen ungebrochen. Ein hartnäckiges Darmleiden behinderte seine Kraftentfaltung. Wenige Tage nach einer Bauchoperation in der Rafaelsklinik zu Münster starb er auf der Intensivstation. Zum Begräbnis auf dem Ordensfriedhof im Park von Haus Sentmaring waren so viele Besucher gekommen wie nur ganz selten. Sie alle wollten ihn dankbar begleiten auf seinem letzten irdischen Weg.

(rv 30.11.2012 ap)







All the contents on this site are copyrighted ©.