In der Nähe des internationalen
Flughafens von Damaskus ist es am Freitagmorgen zu Kämpfen gekommen. Zeitweise war
die wichtigste Zugangsstraße in die syrische Hauptstadt blockiert. Das Attentat im
christlichen und drusischen Stadtviertel Jaramana vom Mittwoch hat nach kirchlichen
Angaben fünfzig Menschenleben gefordert; unter ihnen seien acht griechisch-katholische
und griechisch-orthodoxe Christen. Jaramana war im Unterschied zu anderen Vororten
von Damaskus bisher nicht von Kämpfen betroffen. Hier waren Bürgerkomitees aktiv,
die die Gegend vor dem Konflikt zwischen Rebellen und Regierung schützen sollten.
„Täglich
sprechen die Nachrichten von etwa hundert oder mehr Toten“, sagt im Gespräch mit
uns der Apostolische Nuntius in Damaskus, Erzbischof Mario Zenari. „Leider gewöhnt
man sich in der internationalen Gemeinschaft an solche Zahlen und wird erst wieder
auf den Konflikt aufmerksam, wenn es zu Attentaten wie dem im Stadtviertel Jaramana
kommt. Wir dürfen aber auch nicht die Lage der über anderthalb Millionen Flüchtlinge
vergessen – eine Zahl, die ständig steigt –, die ihre Wohnungen verlassen mussten,
die alles verloren haben und jetzt in großem Elend leben. Leider macht das mit der
Zeit keine Schlagzeilen mehr!“
Was kann die Kirche tun, um den vielen Opfern
der syrischen Wirren zu helfen? Unser Haupt-Beitrag ist, dass wir hier präsent sind,
sagt der Papst-Vertreter.
„Viele helfen den Bedürftigen, und diese Präsenz
ist unglaublich wertvoll, oft wertvoller als das, was konkret an Hilfe geleistet wird,
Essen oder Anziehsachen. Dasein ist eine unglaubliche Hilfe. Wir gehen jetzt auf Weihnachten
zu und brauchen leider keine Krippen aufzubauen, weil wir lebende Krippen überall
vor Augen haben: Kinder, die am Straßenrand geboren werden, weit von ihren Häusern
entfernt, an irgendeinem Zufluchtsort. Kinder, die im Zelt geboren werden, in der
Kälte, ohne Heizung, ohne Nahrung. Diese Krippe ist dieses Jahr noch realer als im
letzten Jahr und wühlt uns innerlich auf. Der Herr wird hier noch immer geboren, in
dieser Kälte.“
Wie lange die Kämpfe in Syrien noch dauern werden? „Schwer
zu sagen“, urteilt der Erzbischof. „Man ist versucht, etwas Negatives vorherzusagen,
denn nach allem, was wir um uns herum sehen, deutet nichts auf ein baldiges Ende hin,
und auch nicht auf Versöhnung oder Frieden – so sehr wir auch darum beten und darauf
hoffen. Die Zeichen, die wir sehen, sind leider ziemlich beunruhigend. Eine der Plagen
ist die um sich greifende Kriminalität, der Zusammenbruch der Sicherheit, der Zustrom
von Waffen ins Land. Es kommt immer häufiger zu Entführungen, vor allem um Geld zu
erpressen. Oft wenden sich betroffene Familien in den Dörfern mit der Bitte um Hilfe
an ihre Pfarrer.“
Was das Attentat im christlich-drusischen Viertel von
Damaskus betrifft, hatte es wohl „das Ziel, unter den Christen Angst und Schrecken
zu verbreiten - und dies ist gelungen“, sagte der in der Hauptstadt lebende Pater
Romualdo Fernandez (OFM) zum vatikanischen Fidesdienst. Nach dem Attentat von Bab
Touma vor einem Monat habe auch das neue Attentat, „wer auch immer die Auftraggeber
waren“, „Angst verbreitet“. „Nun werden wie bereits im Irak noch mehr Christen das
Land verlassen“, glaubt Pater Fernandez. „Sie geben ihr ganzes Geld für die Flucht
in den Libanon oder weit weg vom Nahen Osten aus.“