Hier lesen Sie die Stellungnahme des Heiligen Stuhls in einer Arbeitsübersetzung
Heute hat die Mehrheit der Generalversammlung die Resolution verabschiedet, mit der
Palästina bei den Vereinten Nationen den Beobachterstatus als Nicht-Mitgliedstaat
erhalten hat.
1. Der Heilige Stuhl hat aus der Nähe und mit Anteilnahme die
Schritte verfolgt, die zu dieser wichtigen Entscheidung geführt haben. Er hat sich
aber gleichzeitig bemüht, überparteilich zu bleiben und in Einklang mit der eigenen
religiösen Natur und universalen Mission, die ihn charakterisieren, zu handeln. Darüber
hinaus hat er sich bemüht, im Ansehen seiner ihm eigenen Aufmerksamkeit für die ethische
Dimension internationaler Fragestellungen zu handeln.
2. Der Heilige Stuhl
ist ferner der Ansicht, dass die heutige Abstimmung als den Versuchen innewohnend
gewertet werden muss, mit der Unterstützung der internationalen Gemeinschaft eine
definitive Lösung für die Problematik, die bereits in der Resolution 181 vom 29. November
1947 der Generalversammlung der Vereinten Nationen aufgegriffen worden ist, zu finden.
Dieses Dokument stellt die juristische Basis für die Existenz zweier Staaten dar,
von denen in den folgenden 65 Jahren einer nicht gegründet worden ist, während der
andere bereits das Licht der Welt erblickt hat.
3. Am 15. Mai 2009 hat sich
Papst Benedikt VXI. bei der Rückreise von seiner Pilgerfahrt ins Heilige Land am Flughafen
Tel Aviv folgendermaßen ausgedrückt: „Kein Blutvergießen mehr! Keine Kämpfe mehr!
Kein Terrorismus mehr! Kein Krieg mehr! Lasst uns stattdessen den Teufelskreis der
Gewalt durchbrechen! Lasst bleibenden Frieden herrschen, der auf Gerechtigkeit gründet,
lasst echte Versöhnung und Heilung walten. Es möge allgemein anerkannt werden, dass
der Staat Israel das Recht hat, zu existieren und Frieden und Sicherheit innerhalb
international vereinbarter Grenzen zu genießen. Ebenso möge anerkannt werden, dass
das palästinensische Volk ein Recht auf eine souveräne, unabhängige Heimat, auf ein
Leben in Würde und auf Reisefreiheit hat. Die Zwei-Staaten-Lösung möge Wirklichkeit
werden und nicht ein Traum bleiben“.
4. Auf einer Linie mit diesem Appell
hat der Sekretär für die Beziehung mit den Staaten, Erzbischof Dominique Mamberti,
im Jahr 2011 vor der Generalversammlung seiner Hoffnung Ausdruck verliehen, dass die
zuständigen Organe der Vereinten Nationen zu einer Entscheidung kommen würden, die
dabei helfen könne, eine konkrete Realisierung dieses Ziel zu erreichen.
5.
Die heutige Abstimmung drückt die Stimmung der Mehrheit der Internationalen Gemeinschaft
aus und erkennt den Palästinensern eine bedeutendere Rolle innerhalb der Vereinten
Nationen zu. Gleichzeitig ist der Heilige Stuhl davon überzeugt, dass dieses Ergebnis
nicht per se eine ausreichende Lösung für die Probleme in der Region darstellt: diesen
kann man in der Tat nur entgegentreten, indem man sich effektiv dafür einsetzt, Frieden
und Stabilität in Gerechtigkeit und im Respekt der legitimen Ansprüche sowohl der
Israelis als auch der Palästinenser aufzubauen,
6. Deshalb hat der Heilige
Stuhl in verschiedenen Anläufen die Verantwortlichen der beiden Völker dazu eingeladen,
die Verhandlungen im guten Glauben wieder aufzunehmen und es zu vermeiden, Aktionen
auszuführen oder Bedingungen zu fordern, die dem erklärten guten Willen und der ehrlichen
Suche nach Lösungen, die ein sichere Basis für den dauerhaften Frieden werden sollten,
widersprächen. Darüber hinaus hat der Heilige Stuhl einen dringenden Appell an die
Internationale Gemeinschaft gerichtet, ihren Einsatz zu verstärken und sich Ideen
kommen zu lassen, um zweckmäßige Maßnahmen zu ergreifen, die dabei helfen könnten,
einen dauerhaften Frieden mit Respekt für die Rechte der Israelis und der Palästinenser
zu schaffen. Der Frieden verlangt nach mutigen Lösungen!
7. In Anbetracht des
Ergebnisses der heutigen Abstimmung bei der Generalversammlung der Vereinten Nationen
und um die internationale Gemeinschaft, insbesondere die direkt interessierten Parteien,
dazu zu ermutigen, einschneidende Handlungen mit Sicht auf die oben genannten Objektive
vorzunehmen, begrüßt der Heilige Stuhl die Entscheidung der Generalversammlung, mit
der Palästina den Beobachterstatus als Nicht-Mitglied bei den Vereinten Nationen erhalten
hat. Die Gelegenheit ist günstig, auch an die gemeinsame Position des Heiligen Stuhls
und der PLO zu erinnern, die sie in ihrem Grundabkommen vom 15. Februar 2000 niedergelegt
haben. Absicht des Abkommens war es, die Anerkennung eines international garantierten
Sonderstatus für die Stadt Jerusalem zu fördern, insbesondere mit dem Ziel, die Religions-
und Gewissensfreiheit, die Identität und den Charakter Jerusalems als Heilige Stadt
sowie den Respekt und den Zugang zu den in ihr befindlichen Heiligen Stätten zu erhalten.