CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe wirft der Partei Bündnis 90/Die Grünen vor, dass
dort „erbitterte Kirchengegner“ das Sagen haben. Anlass ist ein Beschluss, der Mitte
November auf dem Bundesparteitag in Hannover mit großer Mehrheit gefasst wurde. Danach
wollen sich die Bündnisgrünen dafür einsetzen, dass es das besondere kirchliche Arbeitsrecht
– den sogenannten „Dritten Weg“ – nur in solchen Einrichtungen geben darf, „die mehrheitlich
vom jeweiligen Träger finanziert werden“. Dies hätte weitreichende Folgen: Denn dann
wäre der Dritte Weg – dabei werden Löhne und Arbeitsbedingungen in paritätisch besetzten
„Arbeitsrechtlichen Kommissionen“ ausgehandelt – etwa in kirchlichen Kindergärten,
Krankenhäusern und Pflegeheimen nicht mehr anwendbar. Die Finanzierung dieser Einrichtungen
erfolgt vor allem durch den Staat und die Sozialkassen. Gröhe nannte den Grünen-Beschluss
„einen schweren Angriff auf die bewährte Partnerschaft von Staat und Kirchen in Deutschland“.
Der Staat fördere „zu Recht die ganz erheblichen kirchlichen Beiträge im Bildungs-,
Gesundheits- und Sozialbereich“, wodurch „ein plurales Angebot“ gesichert werde, sagte
Gröhe der Tageszeitung „Die Welt“. Nach seinen Worten wäre die Umsetzung des Beschlusses
„das Aus für profilierte christliche Kindergärten, Schulen, Beratungsstellen und Krankenhäuser,
die unserer Gesellschaft gut tun“.
Gröhe bezeichnete es als „unaufrichtig und
doppelzüngig, wenn die Grünen Kirchenfreunde ins Schaufenster stellen, in der Programmwerkstatt
aber erbitterte Kirchengegner den Ton angeben“. Er bezog sich damit auf die Wahl von
Katrin Göring-Eckardt zur Spitzenkandidatin ihrer Partei im Bundestagswahlkampf. Sie
ist Präses der EKD-Synode, lässt ihr Amt aber bis zur Wahl im Herbst 2013 ruhen. Kirchenkritische
Haltungen der Grünen bestehen auch in den Landesverbänden. So fordern die bayerischen
Grünen, religiöse Symbole wie Kruzifixe aus den Klassenzimmern zu verbannen.
Der
religionspolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Josef Winkler, wies die
Kritik aus der CDU zurück: „Die scharfen Angriffe der Union sollen nur davon ablenken,
dass die Union in immer mehr wichtigen kirchenpolitischen Fragen von den Kirchen abweichende
Positionen vertritt.“ Als Beispiele nannte er die Flüchtlingspolitik der CDU/CSU und
die positive Haltung einiger CDU-Politiker zur Embryonenforschung.