2012-11-29 13:08:19

Why Poverty?: „Christen haben die Pflicht, das Böse beim Namen zu nennen“


RealAudioMP3 Den „Mut zur Geschwisterlichkeit“ haben: So beschreibt Papst Benedikt XVI. sein Herangehen an die Frage der Armut. Es ist ein Herangehen, das den Menschen in den Blick nimmt, der mehr sei als nur seine materielle und bedürftige Seite. Deswegen brauche auch die Begegnung der Armut ein ganz-menschliches Tun. Wir haben noch einmal einige Ansprachen des Papstes zum Thema nachgehört.

Papst Benedikt fordert nichts weniger als eine „friedliche Revolution“ ein, nicht ideologisch, sondern spirituell. Die Armut müsse bekämpft werden, vor allem in dieser Zeit, in der Feindschaft und Neid Großmächte geworden seien. Und Christen dürften nicht am Rand des Einsatzes für Gerechtigkeit stehen bleiben:

„Christen haben die Pflicht, das Böse beim Namen zu nennen, die Pflicht die Werte, auf denen die Würde des Menschen aufruht, immer wieder zur Sprache zu bringen, und die Pflicht, die Formen der Solidarität zu fördern, die das Gemeinwohl fördern, so dass die Menschheit immer mehr Familie Gottes werden kann.“ (Ansprache an die Stiftung Centesimus Annus, 15 Oktober 2011)

Auf der Anklagebank sitzt ein globalisierter Egoismus, der nur an Profit denke, so der Papst. Außerdem habe die Finanzwelt die wirkliche Wirtschaft durch ihre Spekulationen beschädigt, so stiegen die Preise für Lebensmittel. Entscheidungsträger in den großen Firmen seien Menschen, die sich nur nach den Interessen der Anteilseignern richteten, nicht nach denen der Arbeiter oder anderer. Man häufe in den reichen Ländern die Güter und Rohstoffe der armen Länder an, die Folge sei Überfluss hier, Armut dort.

„Sind wir bereit, gemeinsam das herrschende Entwicklungssystem einer grundlegenden Prüfung zu unterziehen, um es in aufeinander abgestimmter und weitsichtiger Weise zu korrigieren? Das fordern – in Wirklichkeit noch mehr als die unmittelbaren finanziellen Schwierigkeiten – der ökologische Gesundheitszustand des Planeten und vor allem die kulturelle und moralische Krise, deren Symptome seit langem in allen Teilen der Welt offensichtlich sind.” (Predigt am 1. Januar 2009)

Mit Daten belegt der Papst, dass es in der Welt genug Lebensmittel für alle gibt, während gleichzeitig viele an Hunger sterben. Sein konkreter Vorschlag: Eine Wiederbelebung der Landwirtschaft, nicht als Nostalgie, sondern als Ressource für die Zukunft.

„Wir müssen uns gemeinsam in Richtung eines neuen Gleichgewichtes zwischen Landwirtschaft, Industrie und Dienstleistung aufmachen, damit die Entwicklung nachhaltig wird und niemandem Brot, Arbeit, Luft zum Atmen und Wasser fehlt, damit die Hauptressourcen als universales Gemeingut bewahrt bleiben.“ (Angelus, 14. November 2010)

Immer aber weist Benedikt XVI. darauf hin, dass es nicht konkrete Maßnahmen allein seien, die die Armut in den Griff bekommen könnten. So lägen die Gründe für die Unterentwicklung vor allem im „Fehlen der Geschwisterlichkeit zwischen den Menschen“, unterstreicht der Papst. Die Globalisierung lässt uns näher zueinander rücken, aber macht uns noch nicht zu Brüdern. Er spricht von einem „internationalisierten Egoismus“ und davon, dass die Schuldenlast der armen Länder, diese in Abhängigkeit halte. Deswegen plädiert der Papst für das Reduzieren der Schuldenlast oder sogar für einen Schuldenschnitt.

Auch darüber hinaus spricht sich der Papst für Maßnahmen aus, die vor allem dem Süden des Planeten zu Gute kommen: Alle Menschen und Länder müssten freien Zugang zu den Märkten der Welt haben, alle müssten von den Technologien und wissenschaftlichen Erkenntnissen profitieren können, die von den reichen Ländern geschützt würden. Hier gäbe es zu viel Schutz des Eigentums, vor allem im Gesundheitswesen.

Die industriellen Länder fordert der Papst auf, den Waffenhandel einzustellen und das Aufkaufen der wertvollen Metalle aus dem Süden. Es müsse vor Ort investiert werden, damit dort die Krankheiten und die Armut bekämpft werden könnten. Besonders am Herzen liegt dem Papst Afrika. Hilfe und Kampf gegen Armut, so der Papst, sei Teil unserer Religion.

„Der Anblick des leidenden Menschen rührt unser Herz. Natürlich hat der karitative Einsatz einen philanthropischen Aspekt, sicher, aber er geht über das einfach philanthropische auch hinaus. Es ist Gott selbst, der unsere Innerstes auffordert, das Elend zu erleichtern. Es ist Gott selbst, den wir in die leidende Welt hineinbringen. Je mehr und je klarer wir uns dieses Geschenkes bewusst sind, desto mehr verwandelt unsere Liebe diese Welt und entzündet neue Hoffnung: Eine Hoffnung auf diese Welt und eine Hoffnung, die über den Tod hinaus geht und nur so eine wirkliche Hoffnung für den Menschen ist.“ (Ansprache vor Cor Unum, 23. Januar 2006)

(rv 29.11.2012 ord)







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