Österreich: Vertreter der Weltreligionen eröffnen König-Abdullah-Zentrum
An diesem Montag wird
in der Wiener Hofburg das internationale König-Abdullah-Zentrum für interreligiösen
und interkulturellen Dialog (KAICIID) eröffnet. Als internationale Organisation soll
es ein weltweit aktives Dialogforum für die Weltreligionen bieten. Die Gästeliste
zum Festakt lässt sich nicht lumpen: Neben UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon wird unter
anderen der Ökumenische Patriarch Bartholomaios erwartet. Auch die Vorsitzenden der
Europäischen Rabbiner und der Islamischen Weltliga sollen dabei sein. Kurienkardinal
Jean-Louis Tauran aus dem Vatikan wird, neben einigen anderen, eine Ansprache halten.
Das KAICIID ist jedoch nicht unumstritten: Die Einrichtung mit Sitz in Wien
basiert auf einem völkerrechtlichen Abkommen zwischen Spanien, Österreich und Saudi-Arabien
– wobei Saudi-Arabien eine Führungsrolle hat. Da es dort keine Religionsfreiheit für
Nicht-Muslime gibt, steht das Zentrum, das nach dem saudi-arabischen König Abdullah
bin Abdulaziz benannt ist und von ihm mit bis zu 15 Millionen Euro finanziert wird,
in der Kritik.
Der Generalsekretär des KAICIID ist der frühere stellvertretende
saudische Bildungsminister Faisal Bin Abdulrahman Bin Muaammar. Er sagte bei einem
Pressegespräch am Mittwoch der Agentur „Kathpress“:
„Ich kann Ihnen versichern,
dass die Politik keinerlei Einfluss hat. Das Dialogzentrum wird von einem neunköpfigen
Aufsichtsrat geleitet - mit Vertretern der fünf Weltreligionen: Christentum, Islam,
Judentum, Buddhismus und Hinduismus. Sie werden keinem Land erlauben, das Zentrum
für politische Einflussnahme zu nutzen.“
Auch der Heilige Stuhl ist in
diesem Aufsichtsrat: Der Sekretär des Päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog,
Miguel Angel Ayuso Guixot hat dort Beobachterstatus. Vatikansprecher Federico Lombardi
erklärte am Freitag in einer Mitteilung, das König-Abdullah-Zentrum sei eine unabhängige,
internationale Institution und ein Ort des Dialogs. Es sei gut, dass der Vatikan dort
vertreten sei.
Auch der Generalsekretär des Zentrums, Faisal Bin Abdulrahman
Bin Muaammar, betonte noch einmal, wie wichtig der Dialog sei:
„Dieses Zentrum
wird der perfekte Ort für Menschen verschiedener Religionen und Kulturen sein. Hier
können sie über alle möglichen Dinge in ihrem Leben sprechen – um Probleme und Konflikte
unter Religionen zu vermeiden oder zu lösen. Wir wollen ihnen die Möglichkeit geben,
von einander zu lernen und Vorurteile abzubauen. Das ist wirklich unser Traum – mehr
noch, es ist kein Traum, es ist unsere Arbeit hier.“
Stellvertretende KAICIID-Generalsekretärin
ist die frühere österreichische Justizministerin Claudia Bandion-Ortner. Sie sagte
gegenüber Kathpress, angesichts von „zunehmender Globalisierung, weltweiter Migration
und eskalierender Gewalt“ sei Dialog heute „wichtig wie nie zuvor“:
„Ich
denke, wir können stolz darauf sein, dass wir hier in Wien dieses Zentrum beherbergen
können. Es ist wirklich eine große Chance für Österreich.“
Eines der ersten
Projekte des Abdullah-Zentrums wird in Kooperation mit dem UN-Kinderhilfswerk UNICEF
und der Nicht-Regierungs-Organisation „Religions for Peace“ durchgeführt. Religiöse
Führer und Glaubensgemeinschaften sollen sich dabei mit ihrer Stimme für Kinder in
benachteiligten Ländern stark machen.