Eine Delegation katholischer Kopten trifft sich am nächsten Dienstag mit dem Oberhaupt
der koptisch-orthodoxen Kirche, Patriarch Tawadros II. „Dabei wollen wir beraten und
unsere Initiativen angesichts der derzeitigen Notlage im Land koordinieren“, sagte
der koptisch-katholische Bischof Kyrillos William von Assiut dem vatikanischen Nachrichtendienst
Fides. Die Dekrete, mit denen der neue Präsident Mohammed Mursi seine Macht erweitert
hat, stoßen bei vielen Ägyptern, unter ihnen Kopten, auf heftigen Widerspruch; zur
Zeit liefern sich deswegen Demonstranten im Zentrum von Kairo und anderen Städten
Straßenschlachten mit der Polizei. „Die Anhänger Mursis halten die Dekrete für nötig,
um die Revolution auf Kurs zu halten“, erklärt Bischof Kyrillos William. „Aber alle
anderen fürchten ein Abrutschen in die Diktatur und sehen in Mursi einen neuen Pharao.“
Letzte Woche hatten die Vertreter der Christen ihren Rückzug aus der Verfassungskommission
endgültig gemacht. Die Kommission, die eine neue staatliche Verfassung ausarbeiten
soll, wird von Islamisten dominiert. Auch der Rücktritt des koptischen Präsidentenberaters
Shamir Morcos gibt den Kopten zu denken: Der Demokratieberater, der ein wichtiges
Bindeglied der Kopten zu Mursi war, sollte den Präsidenten in Sachen Demokratie beraten.
Er trat aus Protest gegen die neuen Dekrete Mursis zurück. Die Kopten stellen in Ägpyten
ungefähr zehn Prozent der Bevölkerung.