Papst Benedikt XVI.
hat an diesem Samstag im Rahmen eines ordentlichen öffentlichen Konsistoriums sechs
neue Kardinäle kreiert. James Michael Harvey, bislang Präfekt des Päpstlichen Hauses,
Béchara Boutros Rai aus dem Libanon, der Inder Baselios Cleemis Thottunkal, John Olorunfemi
Onaiyekan aus Nigeria, Rubén Salazar Gómez aus Kolumbien und Luis Antonio Tagle von
den Philippinen haben während der feierlichen Zeremonie im Petersdom Kardinalshut,
Ring und das Pergament mit ihrer Titelkirche aus den Händen des Papstes erhalten.
Damit wird seit 85 Jahren das erste Mal ein Konsistorium ohne einen italienischen
Neukardinal abgehalten; insgesamt hat Papst Benedikt mit diesem Samstag 90 von 211
Mitgliedern des Kardinalskollegiums geschaffen, davon sind 120 wahlberechtigt. In
seiner Ansprache an die neuen Kardinäle ging der Papst insbesondere auf die Bedeutung
des Begriffes „katholisch“ ein. Denn dieser bezeichne einen Wesenszug der Kirche und
ihrer Sendung:
„Die charakteristischen Merkmale der Kirche entsprechen dem
göttlichen Plan, wie der Katechismus der Katholischen Kirche ausführt: „Christus macht
durch den Heiligen Geist seine Kirche zur einen, heiligen, katholischen und apostolischen.
Er beruft sie dazu, jede dieser Eigenschaften zu verwirklichen“. Die Kirche ist im
besonderen darum katholisch, weil Christus in seiner Heilssendung die gesamte Menschheit
umfasst.“
Das bedeute auch, so der Papst weiter, dass man in der Gemeinschaft
mit Gott jeden ethnischen, nationalen und religiösen Partikularismus überwinde Dieser
universale Charakter trete am Pfingsttag deutlich hervor. Der Heilige Geist erfüllte
die christliche Urgemeinde mit seiner Gegenwart, damit sich das Evangelium auf alle
Nationen ausbreite und in allen Völkern das eine Gottesvolk wachsen lasse:
„Die
universale Sendung der Kirche steigt also nicht aus der Tiefe auf, sondern kommt von
oben herab, vom Heiligen Geist, und von ihrem ersten Augenblick an ist sie darauf
ausgerichtet, sich in jeder Kultur auszudrücken, um so das eine Volk Gottes zu bilden.
Es ist nicht eine örtliche Gemeinschaft, die sich langsam vergrößert und ausbreitet,
sondern gleichsam ein Sauerteig, der auf das Umfassende, auf das Ganze hin ausgerichtet
ist und die Universalität selber in sich trägt.“
Auch die Jünger, die Christus
begleiteten, hätten noch im Moment der Himmelfahrt Jesu ihre Schwierigkeiten damit
gehabt, den Universalbegriff der Kirche über sich hinaus weisen zu lassen und nicht
auf das Reich für Israel zu beschränken. Doch wenn die Apostel, die mit dem Auftrag
in die Welt gesandt worden seien, allen Völkern das Wort Gottes zu bringen, dann von
Kirche sprachen, hätten sie nicht von einer bestimmten Gemeinde, sondern von der einen
Kirche Christi gesprochen.
„Auf der Linie und aus der Perspektive der Einheit
und der Universalität der Kirche ist auch das Kardinalskollegium zu sehen: Es weist
eine Vielfalt von Gesichtern auf, weil es das Gesicht der universalen Kirche zum Ausdruck
bringt. Ganz besonders durch dieses Konsistorium möchte ich hervorheben, dass die
Kirche eine Kirche aller Völker ist und sich deshalb in den unterschiedlichen Kulturen
der verschiedenen Kontinente ausdrückt. Es ist die Kirche von Pfingsten, die in der
Polyphonie der Stimmen einen einzigen harmonischen Gesang zum lebendigen Gott aufsteigen
lässt.“
An die neuen Kardinäle gewandt, von denen keiner aus dem europäischen
Kulturkreis stammt, erinnerte er sie daran, dass der Ritus, den sie gleich darauf
mit dem Empfang der Kardinalsinsignien und dem Ablegen des Eides vollziehen würden,
den höchsten Wert der Treue zum Ausdruck bringe. Neben dem Treueversprechen an die
Kirche müsse der neue Kardinal auch bereit sein, im Sinne der Bedeutung des roten
Kardinalsbaretts, sich „tapfer bis zum Blutvergießen für die Förderung des christlichen
Glaubens, für den Frieden und für die Ruhe des Gottesvolkes einzusetzen“.