Benedikt XVI.: „Gerechtigkeit heißt mehr als strafen“
Gerechtigkeit herstellen
bedeutet mehr als Prozess und Strafe, es braucht einen Bewusstseinswandel innerhalb
und außerhalb der Gefängnisse. Daran hat der Papst an diesem Donnerstag vor rund 200
Teilnehmern der 17. Konferenz der Direktoren der Gefängniseinrichtungen des Europarates
erinnert. Auch in der Rechtsprechung und Strafjustiz müssten die Menschenrechte geschützt
werden, so der Papst mit Blick auf die katastrophalen Haftbedingungen in vielen Gefängnissen
Europas. In Italien wird zum Beispiel aktuell wieder einmal über dichtgedrängte Gefängnisse
diskutiert, auch italienische Politiker hörten dem Papst an diesem Donnerstag zu.
Der Papst sagte:
„Man muss sich konkret – und nicht nur als Bestätigung
eines Prinzips – für eine wirksame Erziehung des Menschen einsetzen, um seiner Würde
willen und um seiner sozialen Reintegration willen. Der persönliche Bedarf des Gefängnisinsassen
nach einer Zeit der Rehabilitation und der Reifung ist in der Tat zugleich ein Bedürfnis
der Gesellschaft – und zwar um eine Person wiederzuerlangen, die einen wertvollen
Beitrag zum Wohl aller leisten kann, und andererseits, um kriminelle Tendenzen und
Gefahren in der Gesellschaft abzuschwächen.“
Für eine Verbesserung der
Situation in den Gefängnissen brauche es angemessene Finanzierungen, um Haftanstalten
würdevoller zu gestalten und dort etwa mehr Bildungsangebote für die Inhaftierten
zu schaffen, so der Papst weiter. Zugleich müsse die Haftstrafe immer einer erzieherische
Funktion haben, erinnerte Benedikt XVI. weiter. Dieser Aspekt sei keineswegs sekundär:
„Um
„Gerechtigkeit“ zu schaffen, reicht es nicht, denjenigen einfach zu bestrafen, der
eines Vergehens für schuldig befunden wurde. Man muss mit der Strafe alles tun, was
möglich ist, um den Menschen zu verbessern und ihn zu berichtigen. Wenn dies nicht
passiert, ist Gerechtigkeit im umfassenden Sinn nicht hergestellt.“
Freilich
sei dafür die Bereitschaft des Insassen zur Erziehung und zum Bewusstseinswandel unerlässlich,
führte der Papst weiter aus. Auf jeden Fall müsse man aber verhindern, dass eine im
erzieherischen Sinne gescheiterte Haftstrafe weitere negative Effekte auf den betreffenden
Menschen habe – diese könne paradoxerweise zu einer weiteren kriminellen Gefährdung
der Gesellschaft führen. Die Rolle der Sozialarbeiter und Gefängnismitarbeiter sei
in gewissem Sinne fast wichtiger als die Rolle der Rechtsprechung, so der Papst weiter:
ihre Sensibilität, Fähigkeit und Aufmerksamkeit verhülfe dem zum Erfolg, was auf dem
Papier festgelegt worden sei.