Vor dem Hintergrund der Schuldenkrise hat der Athener orthodoxe Erzbischof Hieronymos
II. am Dienstag die EU aufgefordert, zu ihren Gründungsprinzipien zurückzukehren.
Die Union habe sich von Solidarität, Kooperation und Brüderlichkeit zunehmend abgewandt
und interessiere sich heute nur noch für Zahlen und Finanzen, kritisierte Hieronymos.
Er kritisierte aber auch gewalttätige griechische Demonstranten, die EU-Vertreter
angreifen. Hieronymos äußerte sich beim Besuch einer ökumenischen Delegation unter
Leitung des Generalsekretärs des Weltkirchenrates (ÖRK), Olav Fykse Tveit, und jenem
der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK), Guy Liagre. Hieronymos verwies darauf, dass
die Kirche inzwischen überall im Land Lebensmittelausgaben eröffnet habe. Viele Eltern
könnten sich Impfungen ihrer Kinder nicht mehr leisten und immer mehr Menschen kämen
zu den Armenspeisungen der Kirche. Das Oberhaupt der orthodoxen Landeskirche, der
97 Prozent der Griechen angehören, verurteilte den Angriff von aufgebrachten griechischen
Demonstranten gegen den deutschen Generalkonsul in Thessaloniki. Am Montag begann
der Prozess gegen die Angreifer. Generalkonsul Wolfgang Hoelscher-Obermaier war am
Rande eines Treffens deutscher und griechischer Bürgermeister angegriffen und mit
Kaffee übergossen worden.